Wann besteht Handlungsbedarf?
Es gibt keine Einzelparameter (z.B. Fieber, Laborwerte oder Krankheitstage), die spezielle Maßnahmen rechtfertigen. Bei einer Influenza-Infektion ist es z.B. möglich, eine ganze Woche lang Fieber bis zu 40°C zu haben, ohne dass neben den allgemeinen Maßnahmen wie Flüssigkeitszufuhr und Schonung ein unmittelbarer Handlungsbedarf besteht. Im Gegensatz dazu kann eine Meningokokken-Meningitis einen Patienten innerhalb eines Tages von einem stabilen Zustand in eine intensivpflichtige Lage bringen.
Ob ein Handlungsbedarf besteht, hängt vom Allgemeinzustand des Patienten ab.
Medikamentöse Maßnahmen
Ist der Patient in seinem Befinden stark beeinträchtigt, können medikamentöse Maßnahmen helfen, das Krankheitsgefühl zu reduzieren und die Schmerzen zu lindern.
Die wichtigsten Medikamente hierfür sind Paracetamol und Ibuprofen. Es kann bis zu einer Stunde dauern, bis ein spürbarer Effekt eintritt.
Merke: Das Ziel ist nicht, das Fieber vollständig zu beseitigen, sondern die Beschwerden zu lindern und den Allgemeinzustand zu verbessern.
Akute Krankheitsphase
Die akute Krankheitsphase dauert meistens einige Tage. Es kann sein, dass man in dieser Zeit häufiger Medikamente einnimmt. Es ist in dieser Phase nicht wichtig, ob der Rachen oder das Ohr gerötet sind und wie sich die Atemwege anhören.
Wichtig: Es ist nicht notwendig, sich Sorgen zu machen, dass andere Symptome durch diese Medikamente verschleiert werden könnten und man eine Komplikation „übersieht“.
Bei einer Lungenentzündung bleibt der Zustand insgesamt schlecht, die Atmung ist erschwert und schnell. Bei einer Hirnhautentzündung oder einer Sepsis verschlechtert sich der Zustand zunehmend.
Es ist nicht möglich vorherzusagen, bei wem sich der Zustand verschlechtern wird. Es ist auch nicht ratsam, vorsorglich und umfassend zu behandeln, um Komplikationen zu vermeiden. Ein solches Vorgehen würde bedeuten, tausende von Patienten zu behandeln, nur um eventuell einem einzigen zu helfen. Die moderne Medizin verfolgt daher einen gezielten Ansatz: Sie identifiziert jene Fälle, die tatsächlich einer Intervention bedürfen, während viele andere, die auch ohne Behandlung genesen würden, unberührt bleiben.
Maßnahmen bei Zustandsverschlechterung
Im ambulanten Bereich ist es unsere Aufgabe, die Patienten, die Sauerstoff oder Flüssigkeit benötigen, zu identifizieren, damit sie unter stationären Bedingungen intensiver betreut werden können. Im Falle einer Verschlechterung des Allgemeinzustands unter den genannten Maßnahmen kann evaluiert werden, ob der Patient von einer individuell angepassten antibiotischen Therapie profitieren könnte.
Stationäre Aufnahme
Ein Kind muss stationär aufgenommen werden, wenn es einen erhöhten Sauerstoffbedarf hat und seine Atmung zunehmend erschwert ist. Dann benötigt es zusätzlichen Sauerstoff. Anzeichen hierfür sind:
- dauerhaft erniedrigte Sauerstoff-Sättigung (< 90%)
- beschleunigte Atmung
- sichtbare Einziehungen am Brustkorb
- Beteiligung des Bauches an der Atemarbeit
- deutlich reduzierter Allgemeinzustand
Bei Kindern mit schlechtem Allgemeinzustand muss auch auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr geachtet werden. Anzeichen für einen Flüssigkeitsmangel bei Kindern sind:
- schlechter Allgemeinzustand (Hauptkriterium)
- trockene Windeln
- trockene Schleimhäute
- stehende Hautfalten (trockener Hautturgor)
Eine stationäre Aufnahme ist notwendig, wenn das Kind nicht mehr genug Kraft hat, um selbst Nahrung aufzunehmen. Dann lässt es ohne größere Abwehr einen Zugang legen. Zur Rehydrierung wird eine Infusion über die Vene verbreicht ¬– bzw. bei Säuglingen eine Magensonde über die Nase gelegt.
Hinweis: Wenn die Prozedur mit massiver Abwehr verbunden ist und mehrere Personen benötigt werden, um das Kind zu halten, sollte überdacht werden, ob das Kind wirklich so krank ist, dass es einer stationären Aufnahme bedarf. In diesem Fall genügt evtl. eine ambulante Betreuung mit einem oralen Rehydrierungsversuch.
Weiterführende Diagnostik
Bei den stationär aufgenommenen Kindern kann eine differenzierte Diagnostik notwendig werden. Diese beinhaltet Laboruntersuchungen (ggf. Blut-, Urin-, Stuhl- und Liquorproben) sowie je nach Fragestellung eine Bildgebung (Sonografie, Röntgen, MRT). Hierbei kann auch die moderne Hightech-Medizin zum Einsatz kommen.