Viele Eltern befürchten, dass ihr Kind bei zu langem oder zu hohem Fieber einen Fieberkrampf erleiden könnte. Es ist wichtig, den Eltern diese Angst zu nehmen. Fieber ist eine natürliche Abwehrreaktion des Körpers, daher sollte man gelassen damit umgehen.
Ist ein Fieberkrampf gefährlich?
Ein Fieberkrampf kann bedrohlich wirken, auch wenn er grundsätzlich ungefährlich ist. Oft erzählen die Eltern, dass sie im Moment des Fieberkrampfes dachten, ihr Kind würde sterben.
Ein unkomplizierter Fieberkrampf geht in der Regel aber nicht mit Folgeschäden einher. Er steht auch nicht im Zusammenhang mit sonstigen Anfallsleiden (Epilepsie).
Ursachen
Einige Kleinkinder neigen dazu, bei ansteigendem Fieber einen „Kurzschluss“ im Gehirn zu haben. Dieser „Kurzschluss“ aktiviert für einige Sekunden oder Minuten das gesamte Gehirn und bringt so den Körper zum Krampfen.
Genetische Einflüsse spielen bei der Entstehung von Fieberkrämpfen eine Rolle. Etwa ein Drittel der betroffenen Kinder hat eine familiäre Belastung. Das Risiko, einen Fieberkrampf zu erleiden, liegt bei etwa 20%, wenn ein Geschwisterkind betroffen ist, und bei 33%, wenn ein Elternteil betroffen ist.
Häufigkeit
Fieberkrämpfe sind eine häufige Form von zerebralen Anfällen bei
Kindern. Sie sind zudem die häufigste Form von klassischen Gelegenheitsanfällen. 2–5% der Kinder in Westeuropa und den USA haben schon einmal einen Fieberkrampf erlebt. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein weiteres Ereignis eintritt, liegt bei etwa 30¬–40 %.
Zeitpunkt des Auftretens
Fieberkrämpfe treten typischerweise während des Fieberanstiegs und meistens am ersten Tag der fieberhaften Erkrankung auf.
Formen
Wichtig ist es, zwischen unkomplizierten und komplizierten Fieberkrämpfen zu unterscheiden.
Ein unkomplizierter Fieberkrampf tritt bei Kindern im Alter von 1 bis 5 Jahren auf. Er dauert weniger als 5 Minuten und betrifft den ganzen Körper. Er sollte nicht häufiger als einmal in 24 Stunden auftreten und es sollten keine neurologischen Auffälligkeiten nach dem Krampfanfall bestehen.
Ein komplizierter Fieberkrampf tritt bei Kindern unter einem Jahr auf, dauert länger als 5 Minuten, betrifft nur einen Teil des Körpers (fokaler Krampfanfall), tritt häufiger als einmal in 24 Stunden auf oder geht mit neurologischen Auffälligkeiten nach Ende des Krampfanfalls einher. Ein komplizierter Fieberkrampf muss im Krankenhaus weiter abgeklärt werden.
Wie vorbeugen?
Manchmal wird empfohlen, das Fieber frühzeitig zu senken, um Fieberkrämpfe zu vermeiden. Es ist jedoch nicht bewiesen, dass Fieberkrämpfe verhindert werden können, wenn das Fieber frühzeitig gesenkt wird. Aus Erfahrung weiß man, dass ein Fieberanstieg in der Regel nicht vorhergesehen werden kann. Daher sollte man sich selbst und das Kind nicht durch zu häufige Fiebermessungen irritieren lassen. Es liegt nicht in der Hand der Eltern, ob ein Kind einen Fieberkrampf bekommt oder nicht.
Was tun?
Während eines Fieberkrampfs sollte man in erster Linie darauf achten, dass die Umgebung sicher ist und das Kind sich nicht verletzt. Wichtig: Dem Kind nicht in den Mund fassen!
In der Regel endet der Krampfanfall innerhalb weniger Minuten. Eine ärztliche Kontrolle zur Fokussuche und neurologischen Beurteilung nach Krampfanfall ist empfehlenswert.
Weiterführende Informationen:
Kurlemann, G. Fieberkrämpfe. Monatsschr Kinderheilkd 169, 69–80 (2021)