2.9.13 Borrelien-Infektion

23.09.2024


Was ist eine Lyme-Borreliose?
Die Lyme-Borreliose ist die häufigste durch Zecken übertragene Infektionskrankheit in Europa und wird durch den Erreger Borrelia burgdorferi verursacht. 

Häufigkeit
Die Durchseuchung der Nymphen mit Borrelien liegt bei etwa 30%.
Die Inzidenz der Lyme-Borreliose liegt bei ca. 150 pro 100 000 Kinder pro Jahr. 
Die Infektionsrate (Serokonversion) nach einem Zeckenstich beträgt bis zu 10%, die Wahrscheinlichkeit einer klinischen Manifestation der Lyme-Borreliose jedoch nur 2–4%. Das Infektionsrisiko mit B. burgdorferi hängt von der Saugdauer der Zecken ab und steigt bei einer Saugdauer von mehr als 16 Stunden deutlich an. 

Die Prävalenz von Antikörpern gegen B. burgdorferi liegt in Risikogruppen bei über 50%. Ein deutlicher Anstieg der Prävalenz ist bei Kindern ab dem 6. Lebensjahr zu verzeichnen (im Schulalter um ca. 5%, bei Jugendlichen ca. 7%).

Merke: Das rechtzeitige Entfernen von Zecken kann das Borreliose-Risiko senken, da die Übertragung der Bakterien erst nach ca. 24 Stunden erfolgt.

Welche Symptome treten auf?
Nach einem Zeckenstich kann es nach einem symptomfreien Intervall von typischerweise 5–7 Tagen (mögliche Spanne jedoch 3–30 Tage) zu einer lokalisierten Hautinfektion in der Umgebung der infektiösen Zeckenstichstelle kommen (Erythema migrans). Die typische solitäre Hautrötung ist gekennzeichnet durch eine zunehmende zentrifugale Ausbreitung mit zentraler Abblassung. Der Durchmesser beträgt mindestens 5 cm.

Welche Diagnostik?
Das typische Erythema migrans wird klinisch diagnostiziert. Eine Laboruntersuchung ist zur Diagnosestellung ist in diesem Fall nicht geeignet.

Komplikationen
Unbehandelt kann die Infektion disseminieren und zu multiplen Hautläsionen und Borrelien-Lymphozytomen führen. Spätmanifestationen wie Neuroborreliose, Lyme-Arthritis und Acrodermatitis chronica atrophicans treten Wochen bis Jahre nach der Infektion auf. Die Spätmanifestationen können chronisch verlaufen und zu bleibenden Schäden führen.

Was tun?
Aufgrund der Folgeerkrankungen ist eine frühzeitige antibiotische Therapie notwendig, da dies die Prognose erheblich verbessert.
Bei Kindern ab 8 Jahren kann die Therapie mit hochdosiertem Doxycyclin (4 mg/kg Körpergewicht pro Tag kontinuierlich, max. 200 mg als Einzeldosis pro Tag) durchgeführt werden. Bei Kindern unter 8 Jahren wird Amoxicillin empfohlen. 
Der Zeckenrest („Kopf“) ist nicht infektiös und muss nicht entfernt werden. Eine Wunddesinfektion ist ausreichend. Eine Untersuchung der entfernten Zecke auf Krankheitserreger ist nicht indiziert.

Weiterführende Informationen:
Knuf, M., von Both, U. & Kommission für Infektionskrankheiten und Impffragen im Bündnis Kinder- und Jugendgesundheit e. V. (Bündnis KJG). Klinisch gesteuerte rationale Borreliose-Diagnostik. Monatsschrift Kinderheilkunde 171, 630–637 (2023)