2.9.1.5 Obstruktive Bronchitis/Asthma bronchiale

02.11.2024


Was ist eine obstruktive Bronchitis?
Manche Kinder reagieren mit ihren Bronchien empfindlich auf Atemwegsinfekte. Die Schleimhäute schwellen an und die Bronchien verengen sich. Manchmal hört man ein pfeifendes Geräusch (Giemen), die Ausatmungszeit verlängert sich. Man spricht von einer obstruktiven (verengenden) Bronchitis. 

Was ist Asthma?
Ein Asthma bronchiale ist wahrscheinlich, wenn rezidivierende obstruktive Bronchitiden mit mehreren Episoden pro Jahr vorliegen. Im Kleinkindalter ist es meist infektbedingt. Ab dem Schulalter ist Asthma häufig allergisch bedingt. An Asthma ist auch zu denken bei häufigem Belastungshusten und/oder häufigem nächtlichem Husten sowie bei chronischem Räuspern oder Vermeiden von körperlicher Anstrengung auch in gesunden Intervallen.  

Bei Patienten mit Asthma ist die Schleimhaut in den Bronchien über längere Zeit entzündet. Man kann sich das bildlich wie glühende Kohlen vorstellen. Verschiedene Faktoren wie Allergien oder Infekte können die Entzündung verstärken und somit als Brandbeschleuniger wirken. Die Atemwege verengen sich, die Kinder haben Luftnot und husten. 

Verlauf
Oft verschwinden die Symptome, wenn die Kinder älter werden, manchmal bleiben sie aber auch im Schulalter bestehen. Manche Eltern hatten selbst ähnliche Beschwerden im Kindesalter. Eine obstruktive Bronchitis kann in ein Asthma bronchiale übergehen. Der Verlauf lässt sich im Einzelfall nicht vorhersagen. 

Wie behandeln?
Die akut verengten Bronchien lassen sich mit Salbutamol kurzfristig wieder erweitern (Bedarfsmedikament). Treten die Symptome immer wieder auf, ist eine wirksame Therapie zur Vorbeugung notwendig. Hier kommt Kortison zum Einsatz. Kortison hemmt die Entzündung und wirkt so wie ein Feuerlöscher oder genauer genommen wie ein Rasensprenger, der die Glut löscht. Kortison ist ein wirksames Medikament. Es wird v.a. dann eingesetzt, wenn das Feuer wieder auflodern könnte, z.B. während der Pollensaison oder bei Infekten. Dadurch reagieren die Schleimhäute beim nächsten Auslöser weniger stark.
Das hilft, die Symptome zu lindern und die Krankheit besser unter Kontrolle zu halten.

Merke: Nebenwirkungen sind bei Kortison erst dann zu erwarten, wenn es über einen längeren Zeitraum systemisch gegeben wird (z.B. bei der Einnahme von Tabletten), kaum bei der Inhalation.

Unser langfristiges Ziel ist es, diese „Brände“ präventiv zu verhindern, damit der Einsatz von Salbutamol seltener notwendig wird. Daher versuchen wir mit Kortison frühzeitig die Entzündung zu regulieren. Salbutamol halten wir als Notfallspray bereit. 

Notfalltherapie mit Salbutamol
Salbutamol ist ein sog. β2-Sympatomimetikum, das kurz wirksam ist und zur Familie der Adrenaline gehört. Bei Kindern, die gut mitarbeiten, lohnt sich ein Inhalationsversuch, denn die Inhalation ist wirksam und hat wenig Nebenwirkungen. Bei Kindern unter 6 Jahren wird die Inhalation mit einem Dosieraerosol bevorzugt. Die Wirksamkeit erhöht sich, wenn man eine Inhalationshilfe (Spacer) mit Mundstück bzw. Maske verwendet. 

Hinweis: Die Maske ist deutlich ineffektiver als das Mundstück. Sie sollte nur verwendet werden, solange die Kinder mit dem Mundstück noch nicht richtig umgehen können.

Ab einem Alter von 6 Jahren empfiehlt sich die Verwendung eines Pulverinhalators, da dieser die Koordination von Einatmung und Wirkstofffreisetzung erleichtert.
Bei unkooperativen Kindern (Kinder unter 2 Jahren) können Salbutamol-Tropfen zum Schlucken verabreicht werden. 

Hinweis: Da Salbutamol zu den Adrenalinen zählt, werden manche Kinder nach der Einnahme unruhig oder zittrig. In diesem Fall sollte eine Dosisreduktion erwogen werden.

Notfalltherapie mit Kortison
Bei Kindern unter 2 Jahren kann nach Rücksprache mit dem Arzt im Einzelfall einmalig ein Kortisonsaft oder -zäpfchen gegeben werden, um die Schleimhäute abzuschwellen. Auch wenn das Kortison systemisch verabreicht wird, ist hier die Angst vor Nebenwirkungen bei einer Einmalgabe aufgrund der sehr kurzen Therapiedauer unbegründet.

Vorbeugende Therapie mit Kortison
Bei Kindern ab 2 Jahren ist bei rezidivierenden Episoden eine vorbeugende Inhalationstherapie mit Kortison sinnvoll. Die Inhalation, insbesondere mit modernen Kortisonpräparaten (z.B. Fluticason), ist sehr nebenwirkungsarm, da das Kortison so direkt an den Atemwegen wirkt. 
Inhaliert werden sollte morgens und abends vor dem Zähneputzen. 

Tipp: Nach der Inhalation etwas essen, um lokale Nebenwirkungen (z.B. Pilzbesiedelung im Mund) zu vermeiden. 

Salbutamol sollte nur im Notfall verabreicht werden. Wenn sich die Symptomatik mit den genannten Medikamenten nicht beherrschen lässt, die Patienten also mehrfach täglich Salbutamol inhalieren müssen, stehen Kombinationspräparate aus einem Kortison und einem langwirksamen β2-Symptatomimetikum (z.B. Salmeterol) zur Verfügung. 

Hinweis: Wenn Salbutamol zu häufig eingesetzt werden muss, sollte man die Inhalationstechnik überprüfen und evtl. die Dosierung oder das Therapieregime anpassen.

Podcast:

Consilium – Pädiatrie-Podcast: #9 mit Dr. Marcus Dahlheim: Inhalative Steroide bei der Asthmatherapie