Was ist eine Bronchiolitis?
Die Bronchiolitis ist eine Entzündung der kleinen Verästelungen der Atemwege (Bronchiolen). Sie tritt meistens bei Säuglingen auf und wird hauptsächlich durch das Respiratory Syncytial Virus (RSV) verursacht.
Wie kommt es dazu?
In den Atemwegen bildet sich zäher Schleim und die Schleimhaut schwillt an. Die Atemwege sind mit zähem Schleim und Zelltrümmern gefüllt, was die Reinigungsfunktion der Flimmerhärchen einschränkt und die Luftzirkulation behindert.
Trotz intensiver Atmung des Kindes gelangt die Luft nicht in alle Bereiche der Lunge. Die Luft kann hinter einem Schleimpfropf eingeschlossen werden („Air-Trapping“). Die Folge sind überbelüftete und nicht belüftete Bereiche in der Lunge. Dies führt zur Atemnot. Gelangt zu wenig Luft in diese Bereiche, verengen sich die Blutgefäße.
Diese ungleichmäßige Belüftung führt zu Atemnot und unterscheidet diese Erkrankung von der obstruktiven Bronchitis, die in der Regel besser behandelbar ist.
Hinweis: Versuche, die Bronchien durch Inhalation zu öffnen, können paradoxerweise die Blutgefäße in den nicht belüfteten Bereichen erweitern und so die Sauerstoffversorgung weiter verschlechtern. Daher können Inhalationen bei Bronchiolitis sogar kontraproduktiv sein.
Welche Symptome treten auf?
Die Erkrankung beginnt oft mit einem Schnupfen. Innerhalb weniger Tage breiten sich die Symptome bis zu den kleineren Atemwegen aus. Die Säuglinge atmen schnell und sind sichtbar angestrengt. Sie haben sowohl beim Ein- als auch beim Ausatmen Schwierigkeiten. (Im Unterschied dazu bestehen bei der obstruktiven Bronchitis die Schwierigkeiten beim Ausatmen.)
Beim Einatmen versuchen die Kinder, das Volumen des Brustkorbs zu vergrößern. Dies geschieht normalerweise durch das Einströmen von Luft. Da jedoch Teile der Lunge mit Schleim gefüllt sind, kann sich die Lunge nicht vollständig ausdehnen. Auffällig ist, dass sich der Brustumfang beim Einatmen nicht vergrößert, sondern verkleinert. Dies zeigt sich besonders an den unteren Rippen, die sich nach innen ziehen, und am Brustbein, das sich nach hinten zieht.
Was tun?
Die Erkrankung verläuft oft wellenförmig. Der Verlauf ist nicht beeinflussbar. Wir haben weder Einfluss auf die Dauer noch auf die Komplikationen. Lediglich das Wohlbefinden des Kindes kann verbessert werden, z.B. durch das Freimachen der Nase. Die wichtigste Maßnahme ist das „Minimal Handling“. Die Kinder sollen nicht unnötig belastet werden.
Inhalationen mit Adrenalin oder Nasenspülungen mit hochprozentiger Kochsalzlösung zeigen keine Wirkung. In den betroffenen Bronchiolen gibt es kaum Rezeptoren für Medikamente wie Salbutamol.
In der Klinik
Auch stationär behandelte Kinder erhalten nur Sauerstoff und Flüssigkeit. Sie werden nicht für Routineuntersuchungen geweckt, es gibt keine routinemäßigen Blutgasanalysen, keine wiederholte Anlage von Venenzugängen und keine anlasslosen Laboruntersuchungen. Das Wohl des Kindes steht im Vordergrund.
Sind die Kinder schwach, bekommen sie die Flüssigkeit idealerweise über eine Magensonde, da so auch die Magenzotten versorgt werden. Außerdem können so Infektionen am Venenzugang und Komplikationen durch Fehlinfusionen verhindert werden.
Merke: Die Basismaßnahmen bestehen darin, die Nase freizuhalten, Sauerstoff und Flüssigkeit zu verabreichen und das Kind möglichst in Ruhe zu lassen. Eltern sollten sich darauf einstellen, dass die Krankheit in Wellen verlaufen und mehrere Tage dauern kann.
RSV-Prophylaxe
Die RSV-Prophylaxe erfolgt mit dem monoklonalen Antikörper Nirsevimab (Handelsname: Beyfortus®) als Einmaldosis in der 1. RSV-Saison bei Neugeborenen und Säuglingen (in der Regel zwischen Oktober und März). Säuglinge, die zwischen April und September geboren wurden, sollten Nirsevimab möglichst im Herbst vor Beginn ihrer 1. RSV-Saison erhalten. Neugeborene, die während der RSV-Saison geboren werden, sollten Nirsevimab so bald wie möglich nach der Geburt erhalten.
Weiterführende Informationen:
Die Expertise-Piraten • Kindermedizin zum Hören: RSV im Spotlight - mit Dr. Friedrich Reichert