Was ist Oxyuriasis?
Oxyuriasis, auch Enterobiasis oder Madenwurmbefall genannt, ist eine Infektion mit Madenwürmern (Oxyuren). Sie ist die häufigste Parasitenerkrankung in den gemäßigten Breiten. Die Erkrankung ist ansteckend und betrifft v.a. Kinder im Alter von 6–¬9 Jahren. Die Würmer befallen ausschließlich Menschen und keine Haustiere.
Welche Symptome treten auf?
Die Infektion verläuft häufig asymptomatisch. Wenn Symptome auftreten, klagen die Kinder typischerweise über Juckreiz im Analbereich. Interessanterweise wird dieses Symptom in Studien ebenso häufig bei Kindern ohne Madenwurmbefall berichtet. Der Juckreiz kann zu Schlafstörungen führen, die wiederum verschiedene andere Probleme nach sich ziehen können.
Lebenszyklus von Oxyuren
Aus einem infektösen Ei entwickelt sich innerhalb von 4–8 Stunden im oberen Dünndarm eine infektiöse Larve. Aus der Larve wird innerhalb von 3 Wochen ein adulter Wurm. Die Madenwurmweibchen verlassen zur Eiablage den Darm und legen die Eier um den Anus ab. Der Wurm lebt in etwa 3 Monate.
Übertragungsweg
Übertragen werden die infektiösen Eier, die über kontaminierte Hände oder Lebensmittel in den Mund gelangen. Kontaminierte Gegenstände und Eier im Hausstaub spielen bei der Verbreitung der Krankheit keine wesentliche Rolle.
Die Erkrankung ist ansteckend. Nicht selten infizieren sich weitere Personen im Haushalt. Studien zeigen eine positive Korrelation zwischen der Prävalenz der Enterobiasis und der Anzahl der Geschwister.
Beachte: Asymptomatische Haushaltsmitglieder können Infektionsquellen für persistierende Infektionen sein (therapieresistente Fälle).
Risikofaktoren
Studien zeigen, dass folgende Faktoren das Infektionsrisiko erhöhen:
- Kauen von Fingernägeln oder Stiften
- Daumenlutschen
- fehlendes Händewaschen vor dem Essen und nach dem Toilettengang
Keine Rolle spielen dagegen die Länge der Fingernägel sowie Haustiere.
Welche Diagnostik?
Bei Kindern, denen v.a. nachts der After juckt, besteht der Verdacht auf einen Madenwurmbefall. Die Eier oder Larvenbewegungen erkennt man im Mikroskop. Um die Eier zu gewinnen, klebt man am Morgen einen durchsichtigen Klebestreifen auf die Perianalhaut und entfernt ihn sofort wieder. Im Anschluss wird der Klebestreifen auf einen Objektträger aufgebracht und unter dem Mikroskop untersucht.
Die parasitologische Untersuchung von Stuhlproben ist für den Nachweis einer Oxyuriasis ungeeignet, denn nur bis zu 10 % der mittels Klebestreifen nachgewiesenen Madenwurmträger weisen auch Eier im Stuhl auf.
Was tun?
Besteht der dringende Verdacht auf einen Madenwurmbefall, ist eine Therapie ohne vorhergehende Diagnostik legitim. Wirksame orale Therapeutika sind Pyrantel, Pyrviniumembonat oder Mebendazol. Zunächst wird ein Medikament als Einmalgabe verabreicht. Bei erneutem oder persistierendem Befall sollte eines der Medikamente insgesamt dreimal gegeben werden (an den Tagen 1, 14 und 28), um Rezidiven bei Autoinfektion vorzubeugen.
Hygienemaßnahmen
Bei persistierendem Befall ist eine Autoinfektion anzunehmen. Das heißt, die Kinder infizieren sich immer wieder aufs Neue, da sie die Eier vom After wieder in den Mund bringen. Das Risiko einer Autoinfektion kann durch Hygienemaßnahmen verringert werden:
- kein Nägelkauen
- Händewaschen vor dem Essen und nach dem Toilettengang
- tägliches Wechseln der Unterwäsche
- Wechseln der Bett- und Nachtwäsche am Tag nach der abendlichen Tabletteneinnahme
- Untersuchung und ggf. Behandlung der weiteren Personen im Haushalt
Hinweis: In einer australischen Studie führten Hygienemaßnahmen allein nicht zu einer erfolgreichen Eradikation.
Therapieresistente Infektionen
Rezidivieren die Infektionen, obwohl die Risikofaktoren beseitigt wurden, kann mit dem Wurmmittel (Anthelminthikum) Mebendazol versucht werden, den Infektionszyklus zu durchbrechen. Mebendazol wird 2-wöchentlich über 16 Wochen den Infizierten und ggf. allen Haushaltsmitgliedern verabreicht. Es wirkt im Darm nur gegen junge und adulte Würmer.
Hinweis: Kinderärzte sollten die oft verunsicherten Eltern aufklären und beruhigen.
Weiterführende Informationen: