Was sind Ringelröteln?
Ringelröteln ist eine Infektion mit dem Parvovirus B19. Die Erkrankung wird auch Parvovirus-B19-Infektion, Erythema infectiosum oder 5. Krankheit genannt.
Die Durchseuchungsrate liegt im Vorschulalter bei ca. 5–10%, im Erwachsenenalter bei 40–60%.
Inkubationszeit
Die Inkubationszeit beträgt in der Regel 4–14 Tage (maximal 3 Wochen).
Welche Symptome treten auf?
Der typische Erkrankungsverlauf zeigt sich nur bei 15–20% der Infizierten und hauptsächlich bei Kindern: Nach einem 2–3 Tage dauernden Prodromalstadium mit unspezifischen Symptomen wie Fieber, Abgeschlagenheit, Muskel- und Kopfschmerzen und einem anschließenden beschwerdefreien Intervall von ca. 1 Woche treten plötzlich große, rote Flecken an den Wangen auf, die zu einer erysipelartigen Rötung konfluieren („Slapped Cheek“; „Ohrfeigen-Gesicht“). Häufig besteht zudem eine periorale Blässe wie bei Scharlach.
In den folgenden Tagen treten makulopapulöse, konfluierende Effloreszenzen an Schultern, Oberarmen, Oberschenkeln und Gesäß auf. Durch zentrales Abblassen entstehen das typische gitter- oder girlandenförmige Muster. Die Hauterscheinungen können sehr variabel sein, sie können abklingen und wieder auftreten (Zeitraum: 1–7 Wochen). Das Allgemeinbefinden der Patienten ist nur wenig beeinträchtigt.
Übertragungsweg
Einziges Erregerreservoir ist der Mensch. Die Übertragung erfolgt direkt durch Tröpfchen oder über kontaminierte Hände.
Ansteckungsfähigkeit
Infektionsversuche an Freiwilligen haben gezeigt, dass die Infektiosität 4–10 Tage nach der Inokulation am höchsten ist. Mit dem Auftreten des Exanthems nehmen die Virämie und die Virusausscheidung im Speichel rasch ab. Kinder im Exanthemstadium sind praktisch nicht mehr ansteckend (Ausnahme: Immuninkompetente Kindern können länger ansteckend sein). Die Infektion hinterlässt eine vermutlich lebenslange Immunität.
Sie können Gemeinschaftseinrichtungen besuchen, sofern ihr Allgemeinzustand dies zulässt. Eine Meldepflicht besteht nicht.
Komplikationen
Bei (frisch) infizierten Schwangeren wird das Virus in ca. 30% der Fälle diaplazentar übertragen und kann beim Kind einen sog. Hydrops fetalis infolge der fetalen Anämie verursachen. (Bei serologisch nachgewiesener Parvovirus-B19-Infektion der Schwangeren beträgt das fetale Erkrankungsrisiko insgesamt 4–9%.)
Die Entwicklung eines Hydrops fetalis tritt gehäuft bei einer Infektion der Schwangeren zwischen der 8. und 20 Schwangerschaftswoche auf. Meist liegt zwischen der akuten Infektion der werdenden Mutter und dem Auftreten von Symptomen beim Fetus ein Intervall von 4–8 Wochen (in seltenen Fällen bis zu 20 Wochen).
Bei den betroffenen Frauen werden wöchentliche Ultraschalluntersuchungen (Dopplersonografie) durchgeführt, um einen Hydrops fetalis auszuschließen. Ist der Fetus anämisch (Hb < 8 g/dl), sollten intrauterine Erythrozytentransfusionen über die Nabelschnurvene durchgeführt werden. Diese Therapie ist bei 80% der schweren Fälle von Hydrops fetalis erfolgreich. Die Kinder werden gesund und ohne Folgeschäden im normalen Zeitrahmen geboren.
Hinweis: Derzeit gibt es keine Hinweise auf Parvovirus-B19-assoziierte Embryopathien. Daher ist eine Parvovirus-B19-Infektion in der Schwangerschaft auch keine Indikation für einen Schwangerschaftsabbruch.
Weiterführende Informationen:
Forster J, Huzly D, Nadal D, Kreth H. Parvovirus-B19-Infektionen. In: Berner R, Bialek R, Forster J, Härtel C, Heininger U, Huppertz H, Liese J, Nadal D, Simon A, Hrsg. DGPI Handbuch. 7., vollständig überarbeitete Auflage. Stuttgart: Thieme; 2018.