Häufigkeit
In den ersten beiden Lebensjahren erleiden Kinder sehr häufig virale Atemwegsinfektionen: Durchschnittlich sind es 13 Infekte (Variationsbreite zwischen 7–20 Infektionen bei 80% der Kinder), wobei die Erkrankungen im Mittel etwa 11 Tage dauern. Im ersten Lebensjahr ist die Infektionshäufigkeit am größten, gegen Ende des zweiten Lebensjahres nimmt sie leicht ab. Die Infektionen treten gehäuft im Winter auf. Kinder, die Kindertagesstätten besuchen, erkranken häufiger. Diese Ergebnisse zeigte die LöwenKIDS-Studie, die Atemwegsinfektionen bei Kindern bis zum Alter von zwei Jahren untersuchte.
Atemwege
Die Atemwege kann man sich so vorstellen, wie einen Baum, der auf dem Kopf steht. Der Kehlkopf und die Luftröhre bilden den Stamm, die großen Äste sind die Bronchien, die kleinen Äste die Bronchiolen und die Blätter die Lungenbläschen (Alveolen). Je nachdem welche Abschnitte des Baumes betroffen sind, treten unterschiedliche Erkrankungen mit unterschiedlichen Symptomen auf: Pseudokrupp (Kehlkopfentzündung), Bronchitis (Entzündung der Bronchien), Bronchiolitis (Entzündung der Bronchiolen), Lungenentzündung (Entzündung in den Lungenbläschen).
Was tun?
Wenn außer dem Husten keine Beschwerden vorliegen, kann man geduldig bleiben und abwarten. Man muss keine Angst vor verschleppten oder versteckten Infektionen haben. Das Ziel ist es, unnötige Diagnostik und Therapie zu vermeiden und die Kinder gezielt zu behandeln. Bei einer obstruktiven Symptomatik sollten Salbutamol oder Kortison inhaliert werden, bei Pseudokrupp kann Kortison als Saft (oder Zäpfchen) helfen.
Nicht sinnvoll ist es, heißen Wasserdampf zu inhalieren. Es besteht Verbrühungsgefahr! Inhalationen mit Kochsalz nerven die Kinder und kosten Nerven und Zeit. Feuchtinhalationsgeräte sind für den normalen Haushalt nicht vorgesehen. Hustensäfte sind auch nicht notwendig.
Merke: Atemwegsinfektionen sind meist Virusinfektionen. Bei Virusinfektionen helfen Antibiotika nicht. Deshalb sind wir bei der Verschreibung von Antibiotika sehr streng. Wir müssen sicher sein, dass es dem Kind mehr hilft als schadet.
Weiterführende Informationen:
BMJ 2024; 384: Treatments for cough and common cold in children
Consilium – Pädiatrie-Podcast: #1 mit PD Dr. Thomas Nüßlein: Virale Atemwegserkrankungen