15.3 Pubertät

23.09.2024


Die Pubertät ist eine der turbulentesten Phasen im Leben eines Kindes – und auch für Eltern kann diese Zeit eine echte Herausforderung sein. Plötzlich erscheint das eigene Kind, das man doch so gut zu kennen glaubte, völlig verändert: Ständig gibt es Widerworte, Grenzen werden ausgetestet und manchmal scheint jede Kleinigkeit einen großen Streit auszulösen.
Für viele Eltern ist diese Zeit geprägt von Unsicherheit, Frustration und vielen Fragen. Wie geht man am besten mit einem pubertierenden Kind um? Und wie kann man in dieser Phase eine starke, liebevolle Beziehung aufrechterhalten?

1. Veränderung als Normalität annehmen
Pubertät bedeutet Veränderung. Jugendliche machen sowohl körperlich als auch emotional große Entwicklungsschritte. Für Eltern kann es schwer sein, wenn das Kind, das früher Nähe suchte, nun Distanz einfordert.
Es hilft, diese Ablösung nicht persönlich zu nehmen. Ihr Kind ist dabei, sich selbst zu finden und ein eigenes Leben zu entwickeln. In diesem Prozess ist es ganz natürlich, dass es sich zeitweise von Ihnen abwendet.

Tipp: Sehen Sie diese Phase als Schritt in die Selbstständigkeit. Ein einfaches „Ich verstehe, dass du Zeit für dich brauchst. Ich bin da, wenn du reden möchtest“ kann Ihrem Kind Raum geben, sich zu entfalten, während es weiterhin Ihre Unterstützung spürt.

2. Ruhe bewahren – auch in hitzigen Momenten
In der Pubertät prallen oft zwei Welten aufeinander: Jugendliche kämpfen mit überwältigenden Gefühlen, die schnell überkochen können, während Eltern oft den Impuls haben, sofort einzugreifen. Doch in solchen Momenten ist es ratsam, Ruhe zu bewahren.

Beispiel: Wenn Ihr Kind in einem Streit laut wird, bleiben Sie ruhig und sagen: „Ich rede gerne mit dir, aber nicht in diesem Ton.“ So setzen Sie klare Grenzen, ohne den Konflikt zu verschärfen. Manchmal hilft es, die Situation zu verlassen und das Gespräch später fortzusetzen.

Sollten sich Streitigkeiten wiederholen, versuchen Sie den Kreislauf zu durchbrechen, indem Sie in ruhigen Momenten besprechen, wie solche Konflikte vermieden werden können.

3. Flexibel mit Regeln und Erwartungen umgehen
Regeln sind wichtig, aber sie sollten flexibel an die sich verändernden Bedürfnisse und das wachsende Verantwortungsbewusstsein der Jugendlichen angepasst werden. Ständiger Konflikt um das Aufräumen des Zimmers? Vielleicht ist es an der Zeit, die Verantwortung an das Kind zu übertragen.

Beispiel: Wenn Ihr Kind sein Zimmer nicht aufräumt, könnten Sie sagen: „Das Zimmer ist deine Verantwortung. Wenn du dich wohlfühlst, ist das in Ordnung. Aber denk daran, dass wir am Wochenende Gäste haben.“ So ermöglichen Sie Ihrem Kind, selbst Verantwortung zu übernehmen.
Ein weiterer Tipp: Übertragen Sie andere Aufgaben wie das Waschen der eigenen Wäsche. So lernt Ihr Kind, sich um seine eigenen Belange zu kümmern.

4. Verantwortung übertragen und loslassen
Jugendliche sehnen sich nach Freiheit und sollten sie auch bekommen. Gleichzeitig müssen sie lernen, die Konsequenzen ihrer Entscheidungen zu tragen.

Beispiel: Wenn Ihr Kind seine Hausaufgaben vergisst und eine schlechte Note bekommt, sagen Sie statt zu schimpfen: „Das ist schade. Was möchtest du das nächste Mal anders machen?“ Auf diese Weise lernt es, für sein Handeln Verantwortung zu übernehmen.
Ein weiteres Beispiel: Lassen Sie Ihr Kind die Folgen seines Handelns spüren, indem es selbst Gespräche mit Lehrern führen muss, wenn es wiederholt die Hausaufgaben vergisst.

5. Kommunikation: weniger reden, mehr zuhören
Eltern haben oft das Bedürfnis, alles zu erklären und zu rechtfertigen. Doch in der Pubertät ist es meist hilfreicher, einfach zuzuhören. Jugendliche brauchen das Gefühl, gehört zu werden.

Beispiel: Wenn Ihr Kind laut widerspricht oder sich respektlos verhält, widerstehen Sie der Versuchung, lange Erklärungen abzugeben. Sagen Sie stattdessen: „Ich höre dir gerne zu, wenn du ruhig mit mir sprichst.“ So zeigen Sie, dass Kommunikation nur funktioniert, wenn beide Seiten respektvoll sind.

6. Vertrauen stärken und Fehler zulassen
Jugendliche brauchen Vertrauen, um selbstständige Entscheidungen treffen zu können – auch wenn diese manchmal zu Fehlern führen. Lassen Sie sie Fehler machen, aber zeigen Sie, dass Sie trotzdem an sie glauben.

Tipp: Zeigen Sie Vertrauen, indem Sie Ihrem Kind auch in kritischen Situationen Verantwortung übertragen. Zum Beispiel, indem Sie 50 Euro im Küchenschrank bereithalten, damit es ein Taxi nach Hause nehmen kann, wenn es sich spät abends unsicher fühlt. Das signalisiert Vertrauen und fördert verantwortungsvolles Handeln.

7. Eigene Ressourcen pflegen
Die Pubertät kann für Eltern anstrengend sein, daher ist es wichtig, auf sich selbst zu achten. Wenn Sie emotional ausgeglichen sind, können Sie besser auf die Herausforderungen reagieren.

Tipp: Nehmen Sie sich bewusst Auszeiten, wenn die Situation zu Hause eskaliert. Gehen Sie spazieren oder treffen Sie Freunde, um neue Energie zu tanken. Das hilft, gestärkt in die nächste Konfrontation zu gehen.
Ein weiterer Tipp: Pflegen Sie Ihre Hobbys und Interessen, um nicht nur auf die Herausforderungen der Pubertät fokussiert zu sein. So vermitteln Sie Ihrem Kind auch, wie wichtig Selbstfürsorge ist.

8. Geduld und Weitsicht – es geht vorüber
Auch wenn es sich manchmal nicht so anfühlt: Die Pubertät ist nur eine Phase. Viele Verhaltensweisen, die jetzt anstrengend erscheinen, sind vorübergehend. Es ist wichtig, geduldig zu sein und das langfristige Ziel im Auge zu behalten.

Beispiel: Viele Eltern berichten, dass ihre Kinder Jahre später zurückblicken und sagen: „Jetzt verstehe ich, warum du damals so gehandelt hast.“ Diese Einsicht kommt oft erst, wenn Jugendliche zu jungen Erwachsenen gereift sind.
Vertrauen Sie darauf, dass die Werte und Prinzipien, die Sie Ihrem Kind vermittelt haben, eines Tages Früchte tragen werden – auch wenn dies nicht immer sofort sichtbar ist.

Schlussfolgerung
Die Pubertät ist eine Zeit voller Veränderungen und Herausforderungen – sowohl für Kinder als auch für Eltern. Es ist eine Zeit des Lernens, in der beide Seiten ihre Rolle neu finden müssen. Indem Sie Ihrem Kind Raum geben, eigene Fehler zu machen, und gleichzeitig klare Grenzen setzen, unterstützen Sie es dabei, sich zu einem selbstbewussten und eigenständigen Erwachsenen zu entwickeln. Gleichzeitig sollten Sie sich selbst nicht vergessen und in dieser turbulenten Zeit auch auf Ihre eigenen Bedürfnisse achten.
Mit einem offenen Ohr, Vertrauen und der Bereitschaft, Ihr Kind eigenverantwortlich handeln zu lassen, kann diese Phase nicht nur bewältigt, sondern als wertvolle Zeit der Beziehungsgestaltung genutzt werden.

Weiterführende Informationen:
Podcast ELTERNgespräch: EURE FRAGEN: Geduldig bleiben in der (Vor)-Pubertät