Juckende Hautirritationen sind ein häufiger Grund für den Besuch in der pädiatrischen Praxis. Kinder- und Jugendärzte verfügen über fundierte Kenntnisse in der Behandlung von Hautproblemen bei Minderjährigen. In komplexeren Fällen wird in der Regel eine enge Zusammenarbeit mit Dermatologen gepflegt, die sonst hauptsächlich auf die Betreuung von Erwachsenen spezialisiert sind.
Manche Kinder haben eine empfindlichere Haut als andere. Das kann sich vor allem in der kälteren Winterzeit oder auch während Infekten bemerkbar machen. Viele Eltern berichten, dass sie als Kind Ähnliches durchgemacht haben. Bei einigen ist es im Verlauf verschwunden, manche haben im Erwachsenenalter noch ihre Problemstellen.
Was tun?
Bei den Betroffenen mit „Neurodermitis“ (atopische Dermatitis, atopisches Ekzem) ist die Barrierefunktion der Haut gestört. Diese Situation lässt sich bildlich als eine Mauer mit fehlenden Ziegeln vorstellen. Daher besteht das Grundprinzip der Behandlung darin, die fehlenden Ziegel zu ersetzen, um die Schutzfunktion der Haut wiederherzustellen. Dies nennt sich „Basispflege“. Da jede Haut individuell auf Pflegeprodukte reagiert, müssen oft verschiedene Cremes ausprobiert werden, bis die jeweils richtige Pflege gefunden ist.
Bei bestimmten Hautarealen, die bereits so gestört sein können, dass sie gerötet sind, jucken oder teilweise vielleicht schon blutig gekratzt wurden, wird eine schnellstmögliche Linderung angestrebt, um die akute Entzündungsreaktion effektiv zu beseitigen. Ziel ist eine ruhige Haut, die dann wieder unter Basispflege Schutz bieten kann.
Es kann vorkommen, dass zur Deeskalation vorübergehend Kortison aufgetragen werden muss.
An empfindlichen Hautstellen (z.B. Gesicht, Achseln, Anogenitalbereich) werden oft alternativ sog. Immunmodulatoren eingesetzt.
Basispflege
Für die Basispflege ist die regelmäßige Anwendung einer Wasser-Öl-Emulsion entscheidend. Die spezifischen Inhaltsstoffe sind dabei weniger wichtig. Ein grundlegendes Prinzip der Hautpflege ist:
- wässrige (leichte) Konsistenzen auf akut gerötete Stellen
- fettige (reichhaltige) Substanzen auf chronisch trockene Bereiche
Im Winter sind oft reichhaltigere Cremes angebracht, im Sommer werden leichtere Formulierungen bevorzugt, die die Haut nicht beschweren.
Akutbehandlung mit Kortison
Kortison ist ein sehr effektives Medikament, das bei lokaler Anwendung kaum Nebenwirkungen hat.
Hinweis: Die Sorge vor Nebenwirkungen von Kortison ist oft unberechtigt, denn bei richtiger Anwendung sind diese kaum zu erwarten. Die vielen bekannten Nebenwirkungen treten in erster Linie bei systemischer Dauertherapie (oral) auf.
Merke: Therapeutisch hat das Vermeiden einer dauerhaft akuten Entzündungsreaktion der Haut Vorrang.
Präparat
Empfohlen wird ein Kortisonpräparat der Klasse 2, wie Prednicarbat.
Anwendung
Die Anwendung erfolgt anfangs regelmäßig und im Verlauf ausschleichend (Vorschlag: 1x täglich in Woche 1+2, alle 2 Tage in Woche 3+4, 2x wöchentlich in Woche 5–7).
Wichtig ist, dass die Basispflege parallel weitergeführt wird, Kortison nicht zu dünn aufgetragen und nicht abrupt abgesetzt wird (auch bei Besserung!).
Proaktive Therapie
Bei immer wiederkehrender Problematik kann die Gabe 2x wöchentlich für 3 Monate fortgeführt werden.
Immunmodulatoren
Bestimmte Hautareale (Gesicht, Achseln, Anogenitalbereich) reagieren sensibler auf Kortison, weswegen an diesen Stellen oft Alternativpräparate (sog. Immunmodulatoren) verwendet werden.
Präparat
Pimecrolimus oder Tacrolimus.
Anwendung
Immunmodulatoren werden 6 Wochen lang 2x täglich verwendet, danach gegebenenfalls proaktiv weiter. Die ersten 3 Tage wird empfohlen, parallel Kortison aufzutragen, da dieses schneller wirkt und einem initialen Brennen entgegenwirken kann.
Hinweis: Eine Neurodermitis tritt nicht vor dem Alter von 3 Monaten auf. Bei jüngeren Säuglingen spricht man vom seborrhoischen Säuglingsekzem bezeichnet. Eine Neurodermitis tritt auch nicht in feuchten Arealen auf. Der Windelbereich wäre hierfür also nicht typisch.
Weiterführende Informationen: