8.9.2 Affektkrämpfe

20.12.2024


Was sind Affektkrämpfe?
Affektkrämpfe sind häufige, nicht-epileptische, paroxysmale Ereignisse, die bei etwa 4 % der Kinder auftreten. Sie beginnen typischerweise zwischen dem 6. Lebensmonat und dem 5. Lebensjahr. Häufig werden sie durch emotionale Reaktionen wie Frustration, Wut oder Schmerz ausgelöst. Zwei Formen werden unterschieden:

  • zyanotische Affektkrämpfe: Charakterisiert durch ein lautes Schreien, exspiratorisches Atemanhalten, Zyanose und kurzfristigen Bewusstseinsverlust.
  • blasse Affektkrämpfe: Häufig ausgelöst durch Schreck oder Schmerz, mit plötzlicher Blässe, Bewusstseinsverlust und möglicher Asystolie.

Pathophysiologie
Affektkrämpfe resultieren aus einer Dysregulation des autonomen Nervensystems:

  • zyanotischer Typ: Emotionale Reize erhöhen den intrathorakalen Druck, was die zerebrale Durchblutung vermindert.
  • blasser Typ: Vagale Überaktivität führt zu einer temporären Bradykardie oder Asystolie.

Ein Zusammenhang zwischen Affektkrämpfen und Eisenmangelanämie ist bekannt. Studien zeigen, dass die Behandlung von Eisenmangel die Häufigkeit und Schwere der Krämpfe signifikant reduzieren kann.

Welche Symptome treten auf?
Affektkrämpfe sind durch stereotyp ablaufende Ereignisse gekennzeichnet:

  • spezifischer Trigger wie Schmerz, Schreck oder Wut
  • Schreien oder Weinen
  • Atemanhalten (zyanotisch) oder plötzliche Blässe (blass)
  • kurzfristiger Bewusstseinsverlust
  • spontane Erholung innerhalb weniger Sekunden

Diagnostik
Die Diagnose basiert auf der klinischen Symptomatik. Differenzialdiagnostisch müssen epileptische Anfälle und kardiale Ereignisse ausgeschlossen werden. Bei atypischen Verläufen oder schwerer Ausprägung kann eine weiterführende Diagnostik (z.B. mittels Langzeit-EKG) indiziert sein.

Therapie
Affektkrämpfe sind in der Regel harmlos. Die wichtigsten Maßnahmen sind:

  • Elternaufklärung: Vermittlung der gutartigen Natur der Ereignisse zur Beruhigung und Reduktion von Ängsten.
  • Behandlung eines Eisenmangels: Bei nachgewiesener Anämie sollte eine Eisensupplementierung erfolgen, da dies nachweislich die Symptome verbessert.

Prognose
Affektkrämpfe verschwinden in der Regel bis zum 5. Lebensjahr spontan. Langfristige Komplikationen sind nicht zu erwarten. Eine spezifische Therapie ist in der Regel nicht notwendig.

Weiterführende Informationen:
S2k-Leitlinie Synkope im Kindes- und Jugendalter (2020): Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie und Angeborene Herzfehler e.V.