8.3.2 Schnarchen und Polypen

19.11.2024


Das Schnarchen kann mitunter von Atemaussetzern begleitet sein. In der Anamnese wird erörtert, inwiefern ein möglicher Zusammenhang mit Symptomen wie Tagesmüdigkeit, Augenringen oder Konzentrationsschwierigkeiten besteht.

Wenn in der HNO-ärztlichen Untersuchung vergrößerte Adenoide (Polypen) auffallen, ist bei entsprechend schwerwiegenderer Symptomatik eine Operation zu diskutieren. Oft versucht man zunächst jedoch konservative Maßnahmen wie Abwarten (bessert sich die Symptomatik nach Ende der Infektsaison?) und gelegentlich die Gabe von Kortison-Nasensprays (Abschwellen betroffener Strukturen). Die Operation ist v.a. dann sinnvoll, wenn der Leidensdruck des Patienten bzw. der Familie groß genug ist und die Beschwerden mit der Zeit nicht besser werden. 

Studienergebnisse
Eine Studie, die 2023 in der JAMA veröffentlicht wurde, untersucht die Effekte der Adenotonsillektomie (Mandel- und Polypenentfernung) bei Kindern mit milden Schlafatemstörungen, verglichen mit abwartendem Beobachten. Es wurden keine signifikanten Unterschiede in den kognitiven Funktionen Aufmerksamkeit, Arbeitsgedächtnis, Planungsfähigkeiten und Impulskontrolle nach 12 Monaten festgestellt. Diese wurden mit standardisierten, objektivierbaren psychometrischen Tests gemessen.

Interessanterweise zeigten sich jedoch Verbesserungen in sekundären Ergebnissen wie Verhaltensprobleme, Symptome der schlafbezogenen Atemstörungen, Schläfrigkeit und krankheitsspezifische wie auch allgemeine Lebensqualität. Diese wurden über verschiedene Fragebögen erfasst und sind somit subjektive Einschätzungen der Eltern.

Weitere relevante Studien unterstützen diese Erkenntnisse. Eine 2015 in der Cochrane Database veröffentlichte Studie verglich chirurgische Eingriffe (Mandel- und/oder Polypenentfernung) mit nicht-chirurgischen Behandlungen bei Kindern mit Schlafatemstörungen. Die Ergebnisse zeigten Vorteile der chirurgischen Methoden hinsichtlich Lebensqualität und Verhaltensproblemen, wieder basierend auf Elternbewertungen, ohne signifikante Unterschiede in objektiven Maßen für Aufmerksamkeit und neurokognitive Leistung.

Tonsillektomie vs. Tonsillotomie
Eine weitere Studie aus 2020 in Cochrane ergab, dass die vollständige Mandelentfernung im Vergleich zur teilweisen Entfernung keine signifikanten Vorteile in Bezug auf die krankheitsspezifische Lebensqualität bot. Die teilweise Entfernung schien zu einer schnelleren Rückkehr zu normalen Aktivitäten und einem geringeren Risiko für postoperative Komplikationen zu führen.

Fazit
Bei entsprechend großem Leidensdruck des Patienten oder der Eltern und Aufgeschlossenheit gegenüber operativen Maßnahmen, ist der Besuch des HNO-Arztes anzuraten, um sich eine Beratung vom Experten einzuholen.

Weiterführende Informationen:

Windfuhr, J.P. Tonsillektomie und Tonsillotomie. Monatsschrift Kinderheilkunde 168, 257–266 (2020)