Seitdem im Jahr 1991 in Deutschland die Rückenlage als bevorzugte Schlafposition für Säuglinge eingeführt wurde, konnte die Zahl der plötzlichen Kindstodesfälle erfreulicherweise signifikant gesenkt werden, die Anzahl der Schädelfehlbildungen (sog. Plagiozephalus) bei Säuglingen stieg jedoch an.
Häufigkeit
Etwa 16 % der Säuglinge zeigen mit 6 Wochen solche Deformitäten, mit 2 Jahren sind es nur noch 3,3 %.
Ursache
Die Verformung des Schädels entsteht meist nach der Geburt durch die ständige Rückenlage. Säuglinge, die in Rückenlage schlafen, neigen oft dazu, ihren Kopf bevorzugt in eine Richtung zu drehen. Dies kann zu einer ungleichmäßigen Kopfform führen.
Was tun?
Eine frühe Erkennung und Behandlung sind oft hilfreich, da sich der Schädel in den ersten Lebensmonaten noch stark verändert.
Hinweis: Die Meinungen, ob und wie ein Plagiozephalus behandelt werden sollte, gehen auseinander. Manche betrachten es als ein ästhetisches Problem, während andere auf potenzielle langfristige Folgen (z.B. Haltungsprobleme oder Schwierigkeiten bei der Entwicklung motorischer Fähigkeiten) hinweisen.
Bei der Behandlung von lagebedingten Schädeldeformationen bei Säuglingen ist eine Kombination aus Elternschulung, speziellen Lagerungshilfen und in schweren Fällen auch einer Helmtherapie wichtig.
Elternschulung
Die Eltern sollten lernen, ihren Säugling richtig zu lagern und Veränderungen seiner Kopfform zu erkennen.
Richtige Lagerung
Um zu vermeiden, dass der Säugling immer auf derselben Seite liegt, wird empfohlen, seinen Kopf abwechselnd links und rechts zu positionieren (Wechsellagerung). Dafür werden bis zur 12. Lebenswoche oft Hilfsmittel wie Handtuchrollen oder Stillkissen verwendet.
Die banalste und simpelste Maßnahme ist, das Bett so zu positionieren, dass die Reize von der Seite kommen, in die das Kind weniger schaut. Die Lieblingsseite sollte reizarm gestaltet werden (Wand), sodass das Kind motiviert wird, in die andere Richtung schauen zu wollen. Auch die Position des Beistellbettes sollte man überdenken, falls das Kind beim Stillen in die Lieblingsrichtung positioniert ist. Es ist eine einfache Maßnahme, die Seiten zu tauschen oder das Kind zu drehen.
Weitere Maßnahmen
Im Verlauf kann eine Physiotherapie zur weiteren Optimierung der Lagerungsmöglichkeiten in Erwägung gezogen werden.
Sollte der Schädel eines Säuglings mit 7 Monaten ohne Behandlung weiterhin eine ausgeprägte Asymmetrie aufweisen, könnte als weitere Maßnahme eine Helmtherapie in Betracht gezogen werden. In komplexeren Fällen können invasivere Methoden wie die Kraniotomie (Operation) erforderlich sein.
Weiterführende Informationen: