8.7.3.2 Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)

16.11.2024


Was ist eine Hypothyreose?
Hypothyreose ist eine Erkrankung, bei der die Schilddrüse zu wenig Schilddrüsenhormone produziert. Die Hypothyreose kann angeboren (konnatale Hypothyreose) und erworben sein. Die erworbene Hypothyreose wird meist durch eine Autoimmunerkrankung (Hashimoto-Thyreoiditis) verursacht, bei der das Immunsystem die Schilddrüse zerstört.

Welche Symptome treten auf?
Die angeborene Hypothyreose macht sich meist erst nach einigen Wochen bemerkbar, da Neugeborene zunächst von den mütterlichen Schilddrüsenhormonen profitieren. Typische Symptome sind Schläfrigkeit, Trinkschwäche, Verstopfung, vergrößerte Zunge und verlängerte Neugeborenengelbsucht. Unbehandelt kann es zu irreversiblen Entwicklungsverzögerungen kommen, die die geistige und körperliche Reifung betreffen.

Die erworbene Hypothyreose zeigt sich mit Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, Gewichtszunahme, Kälteempfindlichkeit, trockener Haut und Wachstumsverzögerung. Diese Anzeichen entwickeln sich oft schleichend und werden leicht übersehen, besonders wenn sie mild beginnen.

Diagnostik
Die Diagnose erfolgt in der Regel über die Messung der Schilddrüsenhormone. Untersucht werden TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon), welches bei einer Schilddrüsenunterfunktion erhöht ist, sowie die freien Schilddrüsenhormone fT4 und fT3. Ergänzend können Antikörperuntersuchungen auf eine Hashimoto-Thyreoiditis hinweisen. Zudem kann eine Sonografie durchgeführt werden.
Die angeborene Hypothyreose wird in der Regel im Rahmen des Neugeborenen-Screenings diagnostiziert.

Was tun?

Angeborene Schilddrüsenunterfunktion
Bei der angeborenen Hypothyreose ist eine frühzeitige Behandlung (idealerweise innerhalb der ersten 14 Lebenstage) entscheidend, um irreversible geistige und körperliche Entwicklungsstörungen zu vermeiden.

  • Therapieeinleitung: Nach Diagnosestellung beginnt die Behandlung mit L-Thyroxin in einer Dosierung von ca. 10–15 µg/kg Körpergewicht pro Tag. 
  • Therapiekontrolle:
    • Die Kontrolle der Schilddrüsenwerte (TSH, fT4) sollte wöchentlich erfolgen, bis sich TSH normalisiert hat.
    • Danach sind in den ersten Lebensmonaten alle 4 bis 6 Wochen Kontrollen erforderlich, um die Dosis an das schnelle Wachstum des Kindes anzupassen.
    • Nach dem ersten Lebensjahr können die Kontrollintervalle bei stabilen Werten auf 3 Monate verlängert werden.
  • Therapieziel: Die Schilddrüsenhormone (insbesondere fT4) sollten in den oberen Normbereich gebracht werden, während der TSH-Wert im Referenzbereich liegen sollte. Bei optimaler Behandlung ist eine normale geistige und körperliche Entwicklung zu erwarten.

Erworbene Schilddrüsenunterfunktion

  • Therapieeinleitung: Bei manifester Hypothyreose (erhöhtes TSH, niedriges fT4) erfolgt die Therapie mit L-Thyroxin. Die Anfangsdosis richtet sich nach dem Körpergewicht des Kindes, liegt aber je nach Ausmaß der Hormonstörung meist bei etwa 50–100 µg pro Tag.
  • Therapiekontrolle:
    • TSH und fT4 sollten nach 4 Wochen erstmals kontrolliert werden und die Kontrollen so lange beibehalten werden, bis sich die Schilddrüsenfunktion normalisiert hat. Eventuell ist eine Dosisanpassung erforderlich, um den TSH-Wert zu normalisieren.
    • Bei stabilen Schilddrüsenwerten sind weitere Kontrollen alle 6 Monate ausreichend. Bei Wachstumsschüben oder neu aufgetretenen Symptomen sollten die Kontrollen häufiger erfolgen.
  • Therapieziel: TSH und fT4 sollten im altersentsprechenden Normbereich liegen.
  • Langzeittherapie: Da es sich bei der Hashimoto-Thyreoiditis um eine chronische Erkrankung handelt, wird die Behandlung mit L-Thyroxin in der Regel lebenslang fortgesetzt. Insbesondere in Wachstumsphasen oder während der Pubertät kann eine Anpassung der Dosis erforderlich sein.

Fortsetzung: 8.1.3.3 Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)