Rückenbeschwerden treten bei Kindern und Jugendlichen relativ häufig. Oft sind Haltungsschwächen oder Probleme mit der Wirbelsäule die Ursache. Durch Bewegungsmangel und langes Sitzen nehmen diese Beschwerden zu.
Haltungsschwäche
Haltungsschwäche bezeichnet die Schwierigkeit, den Rücken in einer stabilen, physiologisch gesunden Haltung zu halten.
Bewegungsmangel, langes Sitzen, vor allem in der Schule oder in der Freizeit (z.B. vor dem Bildschirm), sowie ungünstige Sitzhaltungen sind häufige Ursachen für Haltungsschwächen. Auch das Tragen schwerer Schultaschen kann zu einer schlechten Körperhaltung beitragen.
Betroffene Kinder haben häufig einen Rundrücken oder ein Hohlkreuz. In den meisten Fällen ist keine spezifische medizinische Therapie erforderlich, im Vordergrund steht die Förderung der körperlichen Aktivität im Alltag.
Wirbelsäulenprobleme
Hierzu zählen unspezifische Rückenschmerzen sowie spezifische Erkrankungen, die die Struktur der Wirbelsäule betreffen, wie der Morbus Scheuermann oder eine Skoliose.
Morbus Scheuermann
Diese Erkrankung ist durch eine verstärkte Krümmung der Brustwirbelsäule (Hyperkyphose) gekennzeichnet und tritt vorwiegend im Jugendalter auf. Die Betroffenen klagen über Schmerzen im mittleren Rückenbereich, insbesondere nach längerem Sitzen oder bei Belastung.
Skoliose
Die Skoliose ist eine seitliche Verkrümmung der Wirbelsäule. Sie tritt häufig im Jugendalter auf.
Diagnostik
Die Diagnostik bei Rücken- und Haltungsproblemen beginnt mit einer gründlichen Anamnese und körperlichen Untersuchung. Bei Verdacht auf strukturelle Veränderungen der Wirbelsäule, wie z.B. Morbus Scheuermann oder Skoliose, kann eine bildgebende Diagnostik (z.B. Röntgen) zur Beurteilung des Schweregrades durchgeführt werden. In vielen Fällen ist jedoch keine weitere bildgebende Diagnostik erforderlich, insbesondere nicht bei leichten Haltungsschäden oder unspezifischen Rückenschmerzen.
Was tun?
Vor allem präventive und alltagsnahe Maßnahmen stehen im Vordergrund, um eine gesunde Körperhaltung zu fördern und das Risiko für langfristige Rückenbeschwerden zu verringern.
Zur Vorbeugung von Rückenschmerzen und Haltungsschwächen empfiehlt sich regelmäßige Bewegung, die sowohl die Ausdauer als auch die Muskulatur stärkt. Besonders günstig sind
- Schwimmen: Eine gelenkschonende Sportart, die gleichzeitig die Rückenmuskulatur kräftigt und die Wirbelsäule entlastet.
- Yoga und Pilates: Diese Sportarten verbessern die Beweglichkeit und fördern eine gute Körperhaltung.
- Klettern: Stärkt nicht nur die Rückenmuskulatur, sondern auch Koordination und Beweglichkeit.
- Gymnastik und Tanz: Fördern Körpergefühl, Koordination und Haltung.
- Radfahren und Laufen: Fördern die allgemeine Fitness und beugen Haltungsschäden vor.
Tipps für den Alltag: Neben sportlichen Aktivitäten ist es ratsam, vor allem in der Schule und beim Lernen zu Hause auf eine ergonomische Sitzhaltung zu achten. Auch die Anpassung von Schreibtisch und Stuhl an die Körpergröße des Kindes kann helfen, Fehlhaltungen zu vermeiden. Kinder und Jugendliche sollten generell nicht zu lange in starren Sitzhaltungen verharren und regelmäßig Pausen einlegen. Auch das Gewicht und der richtige Sitz des Schulranzens spielen eine Rolle, um Haltungsschäden vorzubeugen.
Morbus Scheuermann
Leichte Fälle können durch gezielte Kräftigungsübungen der Rückenmuskulatur behandelt werden. Sportarten wie Schwimmen und Yoga sind hier besonders vorteilhaft, da sie die Muskulatur stärken und die Wirbelsäule entlasten.
Skoliose
Leichte Skoliosen bedürfen keiner speziellen Therapie, sollten aber regelmäßig kontrolliert werden. Auch hier werden sportliche Aktivitäten wie Schwimmen und Tanzen zur Stärkung der Rückenmuskulatur empfohlen. Bei fortgeschrittenen Skoliosen kann eine Korsettversorgung notwendig werden.
Weiterführende Informationen
Rückenschmerz bei Kindern und Jugendlichen S3-Leitlinie (AWMF-Register Nr. 027/070)