Was ist eine Autismus-Spektrum-Störung?
Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) umfassen eine Gruppe von Entwicklungsstörungen, die sich vor allem durch Schwierigkeiten in der sozialen Interaktion, Kommunikation und durch wiederholte Verhaltensmuster auszeichnen. Die Symptome können unterschiedlich stark ausgeprägt sein.
Wichtige Anzeichen für ASS
Bestimmte Auffälligkeiten in der kindlichen Entwicklung können Hinweise auf ASS geben. Diese zeigen sich häufig schon früh im Leben eines Kindes:
- im 1. Lebensjahr: wenig Blickkontakt, fehlende Reaktion auf den eigenen Namen, kaum Interesse an sozialen Interaktionen
- zwischen 18 und 24 Monaten: Verzögerungen in der Sprachentwicklung bzw. vollständige Abwesenheit von Wörtern und Lauten
- im Kleinkindalter (ab 2 Jahren): Schwierigkeiten, mit Gleichaltrigen zu spielen, Festhalten an starren Routinen, besondere Interessen
- ab dem Vorschulalter: Schwierigkeiten in der Kommunikation, Missverstehen sozialer Signale, ausgeprägte Empfindlichkeit auf sensorische Reize (z.B. Licht, Geräusche oder Berührung)
Abklärung und Überweisung
Besteht der Verdacht auf eine Autismus-Spektrum-Störung, sollte eine strukturierte Diagnostik angestoßen werden. Dabei geht es in erster Linie darum, die Gesamtheit der Symptome zu erfassen und andere mögliche Ursachen auszuschließen.
Schon in der frühen Entwicklungsphase können einfache Screening-Instrumente genutzt werden, um den Verdacht zu erhärten. Dabei wird das Verhalten des Kindes bewertet, um abzuschätzen, ob eine tiefergehende Diagnostik notwendig ist.
Die weiterführende Abklärung in einem spezialisierten Zentrum ist v.a. sinnvoll, wenn:
- Die Diagnose nicht eindeutig ist oder widersprüchliche Symptome vorliegen.
- Begleiterkrankungen wie ADHS, Angststörungen oder andere psychische Auffälligkeiten diagnostiziert werden.
- Die Entwicklungsverzögerungen schwerwiegend sind und eine weiterführende Abklärung oder Therapie notwendig wird.
In spezialisierten Zentren werden umfassende Untersuchungen von interdisziplinären Teams durchgeführt.
Therapie und Unterstützung
Nach einer gesicherten Diagnose stehen verschiedene Therapieoptionen zur Verfügung. Die Therapie richtet sich nach dem Alter, dem Schweregrad der Störung und den spezifischen Bedürfnissen des Kindes. Die Leitlinie für Autismus-Spektrum-Störungen empfiehlt insbesondere folgende Maßnahmen:
- Frühförderung: Gerade in den ersten Lebensjahren ist die gezielte Förderung sozialer und kommunikativer Fähigkeiten entscheidend. Spielerische Ansätze werden dabei häufig genutzt, um die Interaktion des Kindes mit der Umwelt zu verbessern.
- verhaltenstherapeutische Ansätze: Ziel ist es, das Verhalten des Kindes zu verstehen und es in seiner sozialen und kommunikativen Kompetenz zu unterstützen.
- Beratung der Eltern: Da ASS das gesamte familiäre Umfeld beeinflusst, ist die Unterstützung und Schulung der Eltern ein zentraler Bestandteil jeder Therapie. Es ist wichtig, dass Eltern die Verhaltensweisen ihrer Kinder verstehen und lernen, wie sie im Alltag unterstützt werden können.
Langfristige Betreuung und Verlaufskontrollen
Autismus-Spektrum-Störungen begleiten die betroffenen Personen in der Regel ein Leben lang. Regelmäßige Verlaufskontrollen und Anpassungen der Therapie sind notwendig, um die langfristige Entwicklung zu fördern. Ziele dieser Betreuung sind unter anderem:
- Die Förderung der sozialen Integration, beispielsweise durch Unterstützung in Schule und Ausbildung.
- Die Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit und des alltagspraktischen Verhaltens.
- Die Erarbeitung von Strategien zum Umgang mit sensorischen Besonderheiten und wiederholenden Verhaltensmustern.
Weiteführende Informationen:
S3-Leitlinie „Autismus-Spektrum-Störungen im Kindes-, Jugend- und Erwachsenenalter, Teil 1: Diagnostik“ (AWMF 028 – 018)