8.3.3 Paukenerguss

19.11.2024


Im Rahmen banaler Atemwegsinfekte kann sich Sekret hinter dem Trommelfell ansammeln. Dadurch kommt es zu einer i.d.R. vorübergehenden Hörminderung, ähnlich dem Kopf unter Wasser.

Diagnostik
Wegweisend ist die Anamnese: Patient hört schlecht, redet laut und hat oder hatte einen Infekt. In der Ohrinspektion erkennt man ein hervorgewölbtes Trommelfell, evtl. auch Luftblasen dahinter. In der Tympanometrie kann man eine eingeschränkte Beweglichkeit des Trommelfells messen.

Was tun?
In der Regel lohnt es sich abzuwarten. Die Spontanheilungsrate liegt bei über 50% nach 3 Monaten, über 70% nach 6 Monaten und bei fast 90% nach 12 Monaten. Unterstützend kann man versuchen mittels Nasenballon oder -trompete die Mittelohrbelüftung zu verbessern. Nachweislich keine Effekte haben Lokaltherapie (Kochsalzspülungen, abschwellende Nasensprays, AntihistaminikaCortison) oder Antibiotika.

Paukenröhrchen
Ein operativer Eingriff, in der Regel mit dem Einsatz eines Paukenröhrchen, kann eine vorübergehende Verbesserung des Hörvermögens mit sich bringen. Zu den Hauptindikationen zählen:

  • Kinder mit beidseitigen Mittelohrentzündungen > 3 Monate und Hörproblemen (Erguss)
  • Kinder mit wiederkehrenden akuten Ohrenentzündungen mit Flüssigkeit im Mittelohr
  • Kinder mit langanhaltenden Mittelohrentzündungen mit Erguss, die ein erhöhtes Risiko für Sprach- oder Lernschwierigkeiten haben

Die American Academy of Otolaryngology Head and Neck Surgery spricht eine klare Empfehlung für die Anwendung von Paukenröhrchen bei Kindern aus (Leitlinie: Clinical Practice Guideline: Tympanostomy Tubes in Children, 2022).

Hinweis: Das Thema Paukenerguss wird in der Pädiatrie und HNO in Bezug auf das therapeutische Vorgehen (konservatives Abwarten oder Operation) kontrovers diskutiert. 

Weiterführende Informationen:

Ptok, M., Schönweiler, R. Paukendrainagen, persistierender Paukenerguss und Sprachentwicklungsstörungen. Monatsschrift Kinderheilkunde 166, 212–217 (2018