Vitamin D ist für die Knochengesundheit wesentlich und kann Rachitis verhindern, eine durch Vitamin-D-Mangel verursachte Erkrankung.
Studienergebnisse
Es gibt Hinweise auf präventive Effekte einer Vitamin-D-Supplementierung, insbesondere in Bezug auf eine Reduktion des Infektionsrisikos, jedoch sind diese nicht zweifelsfrei belegt.
Studien zeigen des Weiteren einen Zusammenhang zwischen Vitamin D und der Knochendichte, jedoch ist ein direkter kausaler Zusammenhang unklar. Vitamin D wird auch mit extraskelettalen Erkrankungen wie Diabetes Typ 1, Asthma bronchiale und Infektionen der oberen Atemwege in Verbindung gebracht. Die Forschungsergebnisse dazu sind gemischt. Viele behauptete Vorteile von Vitamin D basieren auf Assoziationsstudien, die keinen klaren Kausalzusammenhang belegen.
Randomisierte kontrollierte Studien zeigen keine eindeutigen Effekte von Vitamin D auf andere Krankheiten wie Krebs oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Aufgrund der Assoziation von Vitamin D und verschiedenen Erkrankungen haben die Supplementierung mit Vitamin D und zu Vitamin-D-Labortests (Tests auf 25-Hydroxy-Vitamin-D) in der Allgemeinbevölkerung zugenommen.
Kein zusätzlicher Nutzen bei ausreichendem Vitamin-D-Spiegel
Große klinische Studien haben gezeigt, dass Menschen mit einem ausreichenden Vitamin-D-Spiegel keinen zusätzlichen Nutzen von einer Vitamin-D-Supplementierung haben. Personen mit ausreichendem Vitamin-D-Spiegel, die in diesen Studien zusätzlich Vitamin D erhielten, erkrankten z.B. nicht seltener an Krebs, Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Knochenbrüchen und Stürzen als Personen, die kein Vitamin-D-Präparat erhielten.
Eine generelle Empfehlung zur Vitamin-D-Supplementierung zur Vorbeugung von Krankheiten ist daher auf Basis der derzeit verfügbaren wissenschaftlichen Daten nicht begründbar.
Supplementierung
Eine angemessene Versorgung mit Vitamin D ist jedoch entscheidend, um die Knochengesundheit und die Kalziumresorption bei Kindern und Jugendlichen zu unterstützen.
Empfehlungen in Deutschland
Für Säuglinge in Deutschland wird zusätzlich zur normalen Zufuhr durch Muttermilch oder Säuglingsnahrung eine tägliche orale Supplementierung mit 400–500 IE Vitamin D3 empfohlen. Diese sollte bis zum Erreichen des zweiten Frühsommers fortgesetzt werden, da dann eine höhere Sonneneinstrahlung eine eigene Vitamin-D-Synthese begünstigt.
Ab dem Alter von einem Jahr bis ins Erwachsenenalter hinein ist eine tägliche Gesamtaufnahme von 600–800 IE Vitamin D wünschenswert. Diese Menge setzt sich aus der körpereigenen Synthese und der enteralen Aufnahme durch die Nahrung zusammen.
Bei Kindern und Jugendlichen, die zu Risikogruppen gehören, kann eine Vitamin-D-Supplementierung in den Wintermonaten mit 500–1.000 IE sinnvoll sein.
Eine neue S3-Leitlinie zur Supplementierung von Vitamin D ist bei der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) geplant.
Amerikanische Leitlinie
Die Endocrine Society hat im Jahr 2024 eine neue Leitlinie zur Vitamin-D-Supplementierung veröffentlicht. Die Empfehlungen gelten für Personen, die keine etablierte Indikation für eine Vitamin-D-Behandlung oder für eine entsprechende Spiegelbestimmung im Serum aufweisen.
- Kindern und Jugendlichen im Alter von 1 bis 18 Jahren wird eine Vitamin-D-Supplementierung (1.000 I.E./d) empfohlen. Diese Vitamin-D-Gabe soll einer Rachitis vorbeugen und kann möglicherweise das Risiko von Atemwegsinfektionen senken.
- Menschen, die 75 Jahre und älter sind, sollen täglich 1.000 I.E. Vitamin D einnehmen, da dies das Mortalitätsrisiko senken kann.
- Die Supplementierung von Vitamin D wird auch während der Schwangerschaft empfohlen, da Vitamin D folgende Risiken reduzieren kann:
- Präeklampsie
- intrauteriner Tod
- Frühgeburtlichkeit
- Neugeborene, die für das Gestationsalter zu klein sind (SGA)
- Neugeborenensterblichkeit
Hinweis: Die tägliche Gabe von 1.000 I.E./Tag erhöht den Spiegel ohne das Risiko einer Toxizität. Von höheren Dosen oder Kombinationspräparaten wird dringend abgeraten. Eine Packung Vitamin D mit 1.000 I.E. (100 Tabletten) kostet in der Apotheke weniger als 10 €.
Laut amerikanischer Leitlinie bleibt die optimale Dosierung – genauso wie das Nutzen-Risiko-Verhältnis – der Vitamin-D-Supplementierung zur Krankheitsprävention jedoch weiterhin unklar.
Risikogruppen
Zu den Risikogruppen für einen Vitamin-D-Mangel gehören folgende Personen
- Menschen, die wenig Zeit im Freien verbringen: Menschen, die sich selten im Freien aufhalten oder aus kulturellen oder religiösen Gründen vollständig bedeckt sind.
- Menschen mit dunkler Hautfarbe: Durch einen höheren Melaningehalt wird weniger Vitamin D in der Haut gebildet.
- ältere Menschen: Mit zunehmendem Alter nimmt die Fähigkeit der Haut, Vitamin D zu bilden, ab, und ältere Menschen bewegen sich oft weniger im Freien.
- chronisch Kranke und Pflegebedürftige: Besonders betroffen sind Bewohner von Pflegeeinrichtungen, die sich kaum im Freien aufhalten.
Für diese Gruppen kann eine Supplementierung besonders in den Wintermonaten sinnvoll sein.
Laboruntersuchungen und Normwerte
Laborkontrollen bzw. routinemäßige Vitamin-D-Tests sind in der Regel nicht notwendig, es sei denn, es gibt spezielle Indikationen. Auch bei möglicherweise niedrigen Spiegeln im Winter sind Kontrolluntersuchungen nicht erforderlich.
Die sog. Normwerte sind eigentlich Zielwerte. Der untere Zielwert (20 ng/ml) wurde so festgelegt, dass 95 % der Bevölkerung auch ohne Sonnenexposition genügend Kalzium aufnehmen, um einen Anstieg des Parathormons und einen Kalziumabbau aus den Knochen zu verhindern. Hinweis: Obwohl viele Menschen auch mit etwas niedrigeren Vitamin-D-Spiegeln gut zurechtkommen, bietet der festgelegte Wert eine sichere Orientierung für alle.
Bewegung und Sonnenlicht
Aufenthalte im Freien steigern die Vitamin-D-Synthese, regelmäßige Bewegung stärkt zudem die Knochenmasse.
Eine effektive Sonnenexposition umfasst etwa 5–30 Minuten, zweimal wöchentlich, besonders in den Monaten von April bis September, ohne das Risiko eines Sonnenbrandes.
Ernährung
Für Kinder und Jugendliche wird auch der regelmäßige Verzehr von Vitamin-D-reichen Fischsorten, wie ein- bis zweimal pro Woche, empfohlen. Diese Ernährungsweise unterstützt die Vitamin-D-Versorgung und bringt weitere gesundheitliche Vorteile.
Weiterführende Informationen:
Reinehr, T., Schnabel, D., Wabitsch, M. et al. Vitamin-D-Supplementierung jenseits des zweiten Lebensjahres. Monatsschrift Kinderheilkunde 166, 814–822 (2018)
Kritische Auseinandersetzung:
Quarks: Brauchen wir Vitamin-D-Tabletten?
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