Vorteile des Stillens
Stillen ist das Beste für Mutter und Kind. Die Muttermilch ist perfekt an die Bedürfnisse des Kindes angepasst und liefert wichtige Nährstoffe für Wachstum und Entwicklung. Sie
- ist hygienisch einwandfrei
- ist immer richtig temperiert
- ist praktisch, da sie immer verfügbar ist
- kostet nichts
Gestillte Kinder haben im Vergleich zu nicht gestillten Kindern ein geringeres Risiko für Durchfall, Mittelohrentzündung und späteres Übergewicht. Auch stillende Frauen profitieren, da das Stillen unter anderem zu einer rascheren Gebärmutterrückbildung nach der Geburt beiträgt und das Risiko für Brust- und Eierstockkrebs mindert. Zudem kann das Stillen die emotionale Bindung zwischen Mutter und Kind fördern.
Erstes Saugen
Unmittelbar nach der Geburt sollte Müttern Hautkontakt mit ihrem Baby ermöglicht werden, um das erste Anlegen zu erleichtern und das spontane Finden der Brustwarze sowie das erste Saugen zu fördern.
Wie lange stillen?
Im ersten Lebenshalbjahr sollten Säuglinge gestillt werden, mindestens bis zum Beginn des fünften Monats ausschließlich. Auch nach der Einführung von Beikost (mit Beikost sollte spätestens ab dem siebten Lebensmonat begonnen werden), sollten Säuglinge weitergestillt werden.
Die Dauer des Stillens bestimmen letztlich Mutter und Kind. Kinder mit erhöhtem Allergierisiko sollten ebenfalls nach diesen Empfehlungen gestillt werden.
Wie oft stillen?
Die Häufigkeit und Dauer des Stillens sollten sich nach dem Bedarf des Kindes richten. Neugeborene wollen oftmals zwischen 8- bis 12-mal am Tag gestillt werden. Die Dauer einer Stillmahlzeit variiert, besonders in den ersten Wochen, zwischen 5 und 20 Minuten.
In besonderen Situationen (z.B. bei starker Schläfrigkeit in der ersten Lebenswoche, geringer Gewichtszunahme, Trinkschwäche oder Gelbsucht) kann es notwendig sein, das Kind zu einer Stillmahlzeit zu wecken.
Anmerkung: Wichtig ist bei der Stilldauer, dass Babys auch die fettreichere Hintermilch aufnehmen, die erst nach der dünneren Vordermilch ausgeschüttet wird. Damit der Milchspendereflex optimal ausgelöst wird, sollten Babys daher länger als 5 Minuten an einer Brust saugen, idealerweise mindestens 8 Minuten. Insbesondere im Sommer, wenn Babys häufiger Durst haben, können die Trinkphasen jedoch auch kürzer ausfallen.
Probleme beim Stillen
Wunde Brustwarzen
Das Auftreten wunder, schmerzhafter Brustwarzen ist ein häufiger Grund für ein frühzeitiges Abstillen. Ursache ist fast immer eine falsche Anlegetechnik, wenn das Kind beim Stillen abrutscht oder die Brustwarze und das Brustgewebe nicht ausreichend mit dem Mund umschlossen werden.
Was tun?
Folgende Maßnahmen können bei wunden Brustwarzen Linderung verschaffen:
- richtiges Anlegen
- regelmäßig die Stillposition wechseln
- mit der weniger schmerzenden Seite beginnen
- am Ende der Stillmahlzeit die Milch auf der Brustwarze trocknen lassen
- regelmäßig Licht und Luft an die Brustwarzen lassen (Stilleinlagen wechseln, Baumwollwäsche tragen, Synthetikwäsche vermeiden)
- Ibuprofen als Schmerzmittel bei starken Schmerzen
Milchstau
Ein Milchstau entsteht meistens durch zu lange Stillpausen oder durch Druck auf die Brust.
Was tun?
In den ersten Tagen nach der Geburt ist häufiges Anlegen die beste Methode, um die Milchbildung zu fördern und die Schwellung durch die vermehrte Durchblutung zu verringern bzw. abklingen zu lassen. Ist es zu einem Milchstau gekommen, können folgende Maßnahmen helfen:
- körperliche Schonung und viel Ruhe
- vor dem Anlegen feuchtwarme Kompressen für 1–3 Minuten auflegen (fördert den Milchfluss)
- Kind an der gestauten Seite zuerst anlegen
- auf eine Stillposition achten, in der das Baby die gestaute Milch besonders gut entleeren kann (das Kinn des Babys sollte zur gestauten Stelle zeigen
- Auflegen der flachen Hand in Richtung Brustwarze kann den Milchfluss auf der gestauten Seite sanft unterstützen
- Wenn der Säugling nicht an der vollen Brust trinken kann, sollte die Brust vor dem Anlegen von Hand oder mit einer guten Pumpe (elektrisch oder mechanisch) etwas entleert werden.
- Nach dem Stillen helfen kalte Umschläge (z.B. kalte/feuchte Tücher, kalte Gelkompressen, Beutel mit gefrorenen Erbsen oder Kirschkernen (Achtung: Gefrorenes immer mit einem trockenen Tuch umwickeln!); Umschläge ca. 20 Minuten auflegen.
Häufige Fragen zum Thema Stillen
Das Stillen ist oft in der Anfangsphase und insbesondere beim ersten Kind mit viel Unsicherheit und Fragen verbunden. Eltern sollten sich zur Praxis des Stillens beraten lassen, um den bestmöglichen Start für sich und ihr Baby zu ermöglichen.
Braucht das Kind in den ersten Tagen zusätzliche Nahrung?
Das Kolostrum, das in den ersten Tagen nach der Geburt produziert wird, reicht meistens aus, um den Flüssigkeitsbedarf des Neugeborenen zu decken. Wenn das Baby gesund und reif ist, ist eine Zufütterung vor dem sog. Milcheinschuss normalerweise nicht notwendig.
Sind Schmerzen beim Stillen normal?
Schmerzen beim Stillen sollten nicht als notwendiges Übel hingenommen werden. Sie können auf verschiedene Ursachen wie einen Vasospasmus der Mamille, Infektionen oder ein kurzes Zungenbändchen hinweisen. Ein häufiges Problem beim Stillbeginn sind wunde Brustwarzen.
Wie lassen sich wunde Brustwarzen verhindern?
Entscheidend ist eine korrekte Anlegetechnik. Das Kind sollte den Mund weit öffnen, um viel Brustgewebe zu erfassen. Die Kinder sollten zudem bei frühen Hungerzeichen angelegt werden, nicht erst bei starker Unruhe. Sind die Kinder richtig angelegt, führt auch eine längere Stilldauer nicht zu wunden Brustwarzen.
Bekommt das Kind genug Milch?
Die Milchmenge, die eine Mutter produziert, hängt hauptsächlich von der Stillfrequenz und der hormonellen Regulation ab. Je öfter gestillt wird, desto mehr wird die Milchproduktion angeregt.
Neugeborene können oft die Brust effektiver entleeren als eine Milchpumpe. Die Menge der abgepumpten Milch entspricht daher nicht immer der Menge, die das Kind beim Stillen aufnimmt. Manche Mütter können nur wenig Milch durch das Abpumpen gewinnen. Mütter sollten sich deshalb nicht verunsichern lassen.
Tatsächliche Störungen der Milchbildung sind selten. Sie können verschiedene kindliche oder mütterliche Ursachen haben.
Lässt sich die Muttermilch durch die Ernährung beeinflussen?
Die Zusammensetzung der Muttermilch in Bezug auf Makronährstoffe ist weitgehend konstant und wird nicht durch die Ernährung der Mutter beeinflusst. Lediglich die Fettsäurezusammensetzung und der Gehalt bestimmter Spurenelemente und Vitamine können durch die Ernährung der Mutter verändert werden.
Es ist i.d.R. auch nicht möglich, dass die Mutter durch ihre Ernährung die Energiemenge (z.B. den Fettgehalt) der Muttermilch verändert, es sei denn, die Mutter ist extrem untergewichtig.
Um die Milchmenge zu erhöhen, wurden in der Vergangenheit Nahrungsmittel und Kräuter empfohlen, doch es gibt kaum wissenschaftliche Belege für deren Wirksamkeit. Die Milchproduktion wird hormonell geregelt und durch die Häufigkeit des Stillens beeinflusst.
Darf die stillende Mutter alles essen?
In der Stillzeit ist es besonders wichtig, dass sich die Frau vielseitig und ausgewogen ernährt. Abhängig davon, welche Nahrungsmittel die Mutter zu sich nimmt, ändert sich der Geschmack der Muttermilch. Je vielfältiger die Ernährung der Mutter, desto vielfältiger sind auch die Geschmacksrichtungen, die der Säugling wahrnimmt.
Bestimmte Nahrungsmittel wie Zwiebeln, Kohl oder Hülsenfrüchte können blähend wirken und werden in Verbindung mit kindlichen Koliken gebracht. Wissenschaftlich bestätigt konnte dieser Zusammenhang bisher nicht werden.
Säurehaltigen Nahrungsmittel wie Zitrusfrüchten oder Tomaten wird nachgesagt, einen wunden Po beim Kind zu begünstigen.
Merke: Die Mutter sollte nicht aus Sorge von vornherein bestimmte Nahrungsmittel aus dem Speiseplan streichen. Wichtig ist es, das Kind zu beobachten und dann im Einzelfall zu entscheiden, was guttut und was nicht.
Wie sieht ein idealer Stillrhythmus aus?
Ein idealer Stillrhythmus richtet sich nach den Bedürfnissen des Kindes. Es wird empfohlen, Neugeborene bei Bedarf zu stillen, was bis zu 8- bis 12-mal am Tag sein kann. Häufiges Stillen, besonders abends, ist normal und kein Zeichen für zu wenig Milch. Dieses Phänomen, bekannt als Clusterfeeding, ist oft gefolgt von einer längeren Schlafphase.
Ein festgelegter Stillrhythmus mit bestimmten Mindestabständen zwischen den Mahlzeiten ist nicht physiologisch und kann zu einer verminderten Milchproduktion führen.
Bekommt das Kind zu wenig Milch, wenn es tagsüber sehr häufig gestillt werden möchte?
Es ist normal, dass Säuglinge, insbesondere nach einer längeren nächtlichen Schlafphase, tagsüber und v.a. abends, häufiger gestillt werden möchten. Eltern sind deshalb aber oft beunruhigt. Dieses Verhalten ist jedoch normal bei Neugeborenen und kein Anzeichen für zu wenig Milch. Man spricht vom sog. Clusterfeeding. Mütter sollten ermutigt werden, auf feste Stillzeiten zu verzichten und stattdessen auf die Bedürfnisse ihres Kindes einzugehen.
Braucht das vollgestillte Kind zusätzliche Flüssigkeit?
In warmer Umgebungstemperatur ist die Zufütterung von Tee oder Wasser in der Regel nicht notwendig, da Muttermilch etwa zu 88% aus Wasser besteht und sowohl Elektrolyte enthält als auch zur Durstlöschung geeignet ist. Bei Bedarf kann durch häufigeres Anlegen die Milchmenge gesteigert werden.
Erst mit der Einführung des dritten Beikostbreis sollte zusätzlich Wasser zur Flüssigkeitszufuhr angeboten werden.
Wann soll abgestillt werden?
Die Empfehlung für das Abstillalter variiert. Die WHO empfiehlt ausschließliches Stillen für die ersten 6 Monate und danach Teilstillen bis zu 2 Jahren oder länger, je nach Wunsch von Mutter und Kind.
Untersuchungen in traditionellen Kulturen zeigen, dass das natürliche Abstillalter zwischen einem und fünf Jahren liegt, mit einem Häufigkeitsgipfel um den dritten Geburtstag.
Sollte mit Einführung der Beikost abgestillt werden?
Nein, denn das Weiterstillen bringt sowohl den Kindern als auch den Müttern Vorteile. So steigt etwa der Gehalt an Lysozym (wirkt antiinflammatorisch und bakterizid) in der Muttermilch bis zum sechsten Lebensmonat kontinuierlich an. Eine längere Stilldauer ist zudem mit einem geringeren Risiko für Infektionskrankheiten bei Kindern und einem reduzierten Risiko für Brustkrebs bei Müttern verbunden.
Darf die stillende Mutter Medikamente einnehmen?
Bei der Einnahme von Medikamenten in der Stillzeit sollten Mütter sich gut informieren. Häufig wird vorsichtshalber zum Abstillen geraten, obwohl dies selten notwendig ist. Aktuelle Informationen zu Medikamenten in der Stillzeit sind beispielsweise auf der Website „Embryotox“ verfügbar.
Bin ich eine gute Mutter, wenn ich mein Kind nicht stille?
Obwohl wissenschaftliche Studien viele Vorteile des Stillens für Mütter, Kinder und die Gesellschaft aufzeigen, ist es wichtig, dass Frauen nicht unter einem „Stillzwang“ leiden oder sich schuldig fühlen, wenn sie sich nach adäquater Information und Unterstützung gegen das Stillen entscheiden. Jede Frau sollte in ihrer Entscheidung, wie sie ihr Kind ernährt, respektiert und unterstützt werden. Mütter, die sich für Flaschennahrung entscheiden, benötigen ebenfalls intensive Betreuung und Informationen. Es ist wichtig, ihnen Beratung und Unterstützung bezüglich Bindungsförderung und der Verwendung von Ersatzmilchprodukten zu bieten, um sicherzustellen, dass sie sich in ihrer Rolle als Mutter wohl und kompetent fühlen.
Weiterführende Informationen: