14.3.2 Hormonelle Verhütungsmittel

19.11.2024


Zu den hormonellen Verhütungsmethoden gehören die Pille, Verhütungspflaster, Verhütungsringe und Langzeitverhütungsmittel wie das Intrauterinsystem (IUS) oder Hormonimplantate. Diese Methoden wirken durch die Regulierung des weiblichen Hormonhaushalts, indem sie den Eisprung unterdrücken oder die Einnistung einer befruchteten Eizelle verhindern.

Antibabypille
Die am häufigsten eingesetzte Antibabypille enthält eine Kombination aus Östrogen und Gestagen. Sie muss täglich eingenommen werden und bietet bei regelmäßiger Einnahme eine hohe Sicherheit. Ein Nachteil ist, dass eine vergessene Pille das Risiko einer Schwangerschaft erhöhen kann.

Verhütungspflaster und Vaginalring
Beide Methoden bieten einen ähnlichen Schutz wie die Pille und sind Alternativen für Jugendliche, die Schwierigkeiten mit der regelmäßigen Tabletteneinnahme haben. Das Verhütungspflaster muss wöchentlich gewechselt werden, nach 3 Pflastern wird eine Woche pausiert und die Abbruchblutung tritt ein. 

Der Vaginalring wird nach drei Wochen entfernt, es tritt auch hier eine Abbruchblutung ein. Nach einer Woche Pause wird ein neuer Ring eingelegt, auch wenn die Blutung noch andauern sollte. Der Zeitplan sollte konsequent befolgt werden, um den Schutz aufrechtzuerhalten.

Der Vaginalring erfordert jedoch eine gewisse Akzeptanz und das Einführen kann als lästig empfunden werden. Für Mädchen unter 16 Jahren wird der Ring zurückhaltend empfohlen, da die langfristigen Auswirkungen auf den Knochenstoffwechsel aufgrund der niedrigen Östrogendosis nicht ausreichend untersucht sind.

Langzeit-Kontrazeptiva (LARC)
Dazu gehören das Hormonimplantat (bis zu drei Jahre wirksam) und das Intrauterinsystem (IUS, „Hormonspirale“) (bis zu fünf Jahre wirksam). Diese Methoden bieten eine sehr hohe Sicherheit. Sie eignen sich besonders für Jugendliche, die einen Langzeitschutz wünschen, ohne sich regelmäßig um die Einnahme oder Anwendung kümmern zu müssen.

Hormonimplantat
Beim Hormonimplantat wird ein etwa streichholzlanges Kunststoffstäbchen mit einem speziellen Applikator unter örtlicher Betäubung unter die Haut des Oberarms eingesetzt. Der Eingriff dauert nur wenige Minuten und hinterlässt in der Regel nur eine kleine Einstichstelle, die schnell verheilt.

Intrauterinsystem (Hormonspirale)
Die Frauenärztin oder der Frauenarzt legt das Intrauterinsystem direkt in die Gebärmutter ein, meist während der Regelblutung, da der Gebärmutterhals dann weicher ist. Das Einsetzen kann kurzfristig unangenehm oder schmerzhaft sein, deshalb wird in manchen Fällen eine leichte Betäubung oder Schmerzmedikation verabreicht. Für junge Frauen und Jugendliche gibt es kleinere Modelle, die einfacher einzusetzen sind und sich besser an eine kleinere Gebärmutter anpassen.

Notfallverhütung („Pille danach“)
Die „Pille danach“ hemmt oder verzögert den Eisprung und verhindert die Befruchtung, führt aber nicht zum Abbruch einer bestehenden Schwangerschaft. Sie sollte nur in Ausnahmefällen angewendet werden und ist kein Ersatz für reguläre Verhütungsmethoden. Sie ist rezeptfrei in der Apotheke erhältlich. 
Sie sollte so schnell wie möglich nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr eingenommen werden. Die Pille danach schützt umso zuverlässiger je früher sie eingenommen wird.

Vorteile von hormonellen Verhütungsmitteln
Hormonelle Verhütungsmittel haben zusätzliche Vorteile wie die Linderung von Regelschmerzen und die Verringerung von Akne. Insbesondere für Jugendliche, die unter starken Regelblutungen (Hypermenorrhoe) oder schmerzhaften Regelblutungen (Dysmenorrhoe) leiden, sind Kombinationspräparate eine vorteilhafte Option.

Nebenwirkungen

  • Thromboserisiko: Hormonelle Verhütungsmittel, insbesondere die Pille, können das Thromboserisiko leicht erhöhen. Eltern und Jugendliche sollten über die typischen Symptome einer Thrombose (z.B. Schmerzen oder Schwellungen in den Beinen, Atemnot) informiert sein, um gegebenenfalls rechtzeitig ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen zu können.
  • Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln: Bestimmte Medikamente (z.B. Antibiotika, Antiepileptika) können die Wirksamkeit hormoneller Verhütungsmethoden beeinträchtigen. Jugendliche sollten über solche Wechselwirkungen informiert und im Zweifelsfall auf alternative Methoden hingewiesen werden.

Kontraindikationen und Wechselwirkungen
Kontraindikationen wie familiäres Thromboserisiko oder Wechselwirkungen mit Medikamenten (z.B. Antiepileptika) sollten mit den Jugendlichen ausführlich besprochen werden. Alternativ können östrogenfreie oder nicht-hormonelle Verhütungsmethoden empfohlen werden. Diese Risiken sollten bei der Wahl der Methode individuell berücksichtigt und dokumentiert werden.

Häufige Fragen

  • Ist die Pille für alle Mädchen geeignet? Nicht alle Mädchen können die Pille nehmen. Besteht ein erhöhtes Thromboserisiko oder eine familiäre Vorbelastung, kann eine andere Verhütungsmethode sicherer sein. Auch bei bestimmten Erkrankungen wie Migräne mit Aura wird die Pille oft nicht empfohlen.
  • Wie nehme ich die Pille richtig ein? Die Pille wird in der Regel in einem dreiwöchigen Zyklus eingenommen, gefolgt von einer einwöchigen Einnahmepause, in der es zu einer sog. Abbruchblutung kommt. Danach beginnt ein neuer Zyklus mit einer erneuten dreiwöchigen Einnahme.
  • Was tun, wenn die Pille vergessen wurde? Wenn die Pille einmal vergessen wurde, sollte die Einnahme so schnell wie möglich nachgeholt werden. Wenn die Pille innerhalb von 12 Stunden nach der üblichen Einnahmezeit nachgenommen wird, bleibt der Schutz erhalten. Bei längerer Verzögerung oder mehrmaligem Vergessen sind zusätzliche Schutzmaßnahmen erforderlich.
  • Was ist, wenn ich erbrochen oder Durchfall habe? Wenn Erbrechen oder Durchfall innerhalb von drei bis vier Stunden nach der Einnahme auftreten, kann die Wirkung beeinträchtigt sein. In diesem Fall sollte so schnell wie möglich eine weitere Pille eingenommen werden.
  • Kann ich die Pille durchgehend ohne Pause nehmen? Ja, das sogenannte „Langzyklus-Schema“ ist möglich und wird oft bei starken Menstruationsbeschwerden angewendet. Dabei wird die Pille durchgehend eingenommen, um Monatsblutungen zu vermeiden. Die Sicherheit der Verhütung bleibt auch im Langzyklus bestehen, aber dies sollte vorab mit der Ärztin oder dem Arzt besprochen werden.
  • Kann ich den Vaginalring durchgehend ohne Pause anwenden? Nach 3 Wochen wird der Ring entfernt und es kommt zu einer Abbruchblutung wie bei der Pille. Nach einer Woche Pause wird ein neuer Ring eingesetzt, auch wenn die Blutung noch anhält. Eine Anwendung im Langzyklus ist „off-label“ möglich. Dabei wird direkt nach 3 Wochen ohne anschließende Pause ein neuer Ring eingesetzt.
  • Ab wann besteht der Schutz? Bei Ersteinnahme am ersten Tag der Periode besteht sofortiger Schutz. Wird an einem anderen Zyklustag begonnen, dauert es sieben Tage, bis die volle Schutzwirkung eintritt.
  • Bin ich in der Einnahmepause geschützt? Ja, in der typischen einwöchigen Einnahmepause bleibt der Schutz erhalten, vorausgesetzt, die Pille wurde zuvor regelmäßig eingenommen.
  • Werde ich von der Pille dick? Manche Jugendliche bemerken Wassereinlagerungen oder einen leicht erhöhten Appetit. Eine merkliche Gewichtszunahme tritt jedoch selten auf und ist oft von der jeweiligen Pillenart abhängig.
  • Hat die Pille Einfluss auf meine Haut? Ja, bestimmte Pillen mit antiandrogener Wirkung können Hautunreinheiten und Akne reduzieren. Die Wirkung hängt aber vom individuellen Hormonprofil ab und tritt meist erst nach ein paar Monaten ein.
  • Hat die Pille Einfluss auf meine Stimmung? Einige Jugendliche berichten von Stimmungsschwankungen. Studien zeigen ein leicht erhöhtes Risiko für depressive Verstimmungen, weshalb Symptome im Gespräch mit der behandelnden Ärztin oder dem Arzt geklärt werden sollten.
  • Kann die Pille die Fruchtbarkeit beeinträchtigen? Nein, die Fruchtbarkeit kehrt nach dem Absetzen der Pille in der Regel vollständig zurück. Es kann jedoch ein paar Monate dauern, bis der natürliche Zyklus sich stabilisiert.
  • Erhöht die Pille das Risiko für Krebs? Langfristige Studien zeigen, dass die Einnahme der Pille das Risiko für Gebärmutter- und Eierstockkrebs senken kann. Allerdings könnte das Risiko für Brust- und Gebärmutterhalskrebs geringfügig erhöht sein. Dieses Risiko sinkt nach dem Absetzen der Pille wieder. Eine individuelle Beratung mit der Ärztin oder dem Arzt hilft, persönliche Risikofaktoren abzuwägen.
  • Kann die Pille die Knochenstabilität beeinflussen? Einige Studien deuten darauf hin, dass sehr niedrig dosierte Pillen bei jungen Frauen die Knochendichte leicht senken können. Dies ist jedoch kein häufiger Effekt und trifft vor allem auf Gestagen-Depotpräparate zu. Eine regelmäßige Kontrolle kann sinnvoll sein, wenn zusätzliche Risikofaktoren für Knochenschwund bestehen.

Fortsetzung: 14.3.3 Nicht-hormonelle Methoden