Bei Kindern und Jugendlichen hängt die Unfallursache häufig vom Alter und damit vom Aktionsradius des Unfallopfers ab. Während im Säuglingsalter Verletzungen durch Ersticken (Aspiration oder Strangulation im Kinderbett), Sturz oder äußere Gewalteinwirkung auftreten, sind es bei Kindern im Alter von 1–4 Jahren häufig Sturzverletzungen, Vergiftungen oder auch thermische Verletzungen. Ab dem Alter von 5–14 Jahren überwiegen dagegen Kopfverletzungen und Frakturen durch Spiel-, Sport- und Freizeitaktivitäten.
Stürze bei Kleinkindern
Stürze sind die häufigste Verletzungsursache bei Kindern im Alter von 1–4 Jahren. Diese Unfälle stehen häufig im Zusammenhang mit dem natürlichen Explorationsverhalten und der Lauflernphase der Kinder. Im häuslichen Umfeld sind über 60% der Stürze produktbezogen, d.h. sie werden durch Gegenstände wie Wickeltische, Kinderbetten, Hochstühle und Wohnmöbel wie Elternbetten, Sofas und Tische verursacht. Stürze von Treppen und Etagenbetten sind ebenfalls häufig. Außerhalb der Wohnung sind Spielplatzgeräte wie Rutschen und Klettergerüste typische Unfallquellen.
Vergiftungen bei Kleinkindern
Im Kleinkindalter erreichen Vergiftungsunfälle ihren Häufigkeitsgipfel. Besonders gefährdet sind Kinder im Alter von 1–2 Jahren. Medikamente sind die häufigste Ursache für Krankenhauseinweisungen wegen Vergiftungen. Weitere häufige Vergiftungsquellen sind tensidhaltige Haushaltsreiniger, Körperpflegemittel und Pflanzen. Kinder, die mit einer Medikamentenvergiftung ins Krankenhaus kommen, bleiben im Schnitt ca. 2 Tage stationär.
Tipp: Zur Unterstützung von Eltern bietet das Bundesinstitut für Risikobewertung eine App an, die detailliert über Inhaltsstoffe und Vergiftungsbilder verschiedener Produkte informiert und konkrete Handlungsempfehlungen gibt, falls ein Kind eine potenziell gefährliche Substanz verschluckt hat.
Verbrühungen und Verbrennungen bei Kleinkindern
Drei Viertel aller Kindern unter 15 Jahren, die wegen Verbrühungen oder Verbrennungen ins Krankenhaus kommen, sind jünger als 5 Jahre. Im Jahr 2013 wurden Kleinkinder mehr als fünfmal häufiger wegen einer Verbrühung ins Krankenhaus eingeliefert als wegen einer Verletzung durch einen Verkehrsunfall. Die durchschnittliche Verweildauer im Krankenhaus beträgt bei Verbrühungen und Verbrennungen rund sechs Tage und ist damit deutlich länger als bei Vergiftungen. Auch die Nachsorge ist besonders aufwendig.
Ursächlich für Verbrühungen und Verbrennungen sind meist heißes Wasser, heiße Getränke oder das Anfassen heißer Gegenstände. Kleinkinder sind besonders gefährdet, da sie in dieser Entwicklungsphase ihre Umwelt mit allen Sinnen erkunden und oft nach Gegenständen greifen und sie sich näher anschauen.
Die nachfolgende Tabelle gibt eine Übersicht zur Evidenz von Interventionen bezogen auf typische Verletzungsmechanismen durch häusliche Unfälle bei Kindern (nach Kendrick et al. 2012).
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Weiterführende Informationen:
M. Albrecht, G. Ellsäßer. Unfälle im Kleinkindalter – Wie können evidenzbasierte Maßnahmen erfolgreich in der Beratung von Eltern umgesetzt werden?, pädiatrische praxis 86, 187–XXX (2016), Mediengruppe Oberfranken – Fachverlage GmbH & Co. KG