12.05 Verbrühung und Verbrennung

23.09.2024


Häufigkeit
Verbrühungen und Verbrennungen sind nach Stürzen die zweithäufigste Unfallursache bei Kindern. Verbrühungen machen etwa 80% der Fälle aus. Besonders betroffen sind Kinder unter 5 Jahren. Typische Ursachen sind heiße Flüssigkeiten wie Wasser, Tee oder Kaffee.

Einteilung von Verbrennungen
Verbrennungen werden nach dem Anteil der betroffenen Körperoberfläche (% KOF) eingeteilt. Die Handfläche eines Kindes einschließlich der ausgestreckten Finger entspricht 1% KOF.

Abhängig davon wie tief die Verbrennung ist, unterscheidet man 4 Schweregrade:

  • Grad 1: oberflächlich (epidermal), Rötung, starke Schmerzen
  • Grad 2a: Oberflächlich dermal, Rötung, Blasenbildung, Sekretion, starke Schmerzen
  • Grad 2b: tief dermal, blasser Wundgrund, Blasenbildung, mäßige Schmerzen
  • Grad 3: vollständig dermal, weiß bis verkohlt, trocken, keine Schmerzen
  • Grad 4: subdermal, verkohlt, tieferes Gewebe betroffen

Erste Hilfe
Hitzeeinwirkung stoppen: Sofort die Kleidung des Kindes entfernen, insbesondere nach einer Verbrühung, da heiße Flüssigkeit unbemerkt in der Kleidung (z.B. in Strümpfen) verbleiben kann. Bei Verbrennungen ist es jedoch nicht immer möglich, die Kleidung sofort zu entfernen, insbesondere wenn sie mit der Haut verklebt ist.

Kühlung: In den ersten 20–30 Minuten nach dem Unfall können die betroffenen Stellen für 10–15 Minuten mit handwarmem Wasser (ca. 20°C) gekühlt werden. Dies lindert die Schmerzen und verhindert weitere Gewebeschäden. 
Hinweis: Vermeiden Sie kaltes Wasser oder Eis, da dies zu Kälteschäden und schlechterer Durchblutung führt.

Nicht Kühlen bei

  • größeren Verbrennungen (>15% KOF): Sonst kann es zur Unterkühlung kommen! (Ein direkter Zusammenhang zwischen Hypothermie und schlechterem Outcome bei Verbrennungen im Kindesalter ist gut belegt.) Nicht betroffene Hautpartien mit trockenen Tüchern umwickeln.
  • Neugeborenen und Säuglingen

Nicht verwenden sollte man Hausmittel wie Zahnpasta, Quark, Joghurt, Backpulver oder Brandsalben, da diese die Schmerzen verstärken, das Infektionsrisiko erhöhen und die Wundversorgung erschweren können.

Weitere Versorgung
Kinder mit Verbrennungen Grad IIa bis 5% KOF können in der Regel ambulant behandelt werden. Säuglinge und Kinder mit schwereren Verbrennungen sollten in spezialisierten Zentren behandelt werden, insbesondere bei Verbrennungen des Gesichts, der Hände, der Füße, der Genitalien, der Achselhöhlen oder der großen Gelenke sowie bei Inhalationstraumata und Stromunfällen.

Versorgung von kleinen Verbrennungen/Verbrühungen
Bei kleineren Verbrennungen ist die sofortige Schmerztherapie wichtig, gefolgt von der Wundversorgung und der Sicherstellung der Tetanus-Immunität. Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol können zu Hause verabreicht werden.

Wundversorgung
Blasen sollten vollständig entfernt werden, um die Bildung von Hauttaschen zu vermeiden, in denen sich Infektionen ausbreiten können. Dickwandige, stabile Blasen können jedoch belassen werden. Antiseptika wie Octenidin oder Polyhexanid können verwendet werden, um Infektionen vorzubeugen.

Weiterführende Informationen:
www.paulinchen.de
AWMF S2k Leitlinie (006/128): Behandlung thermischer Verletzungen im Kindesalter (Verbrennung, Verbrühung)