Definition
- Aspiration: Verschlucken von Fremdkörpern in die Atemwege
- Ingestion: Verschlucken von Fremdkörpern
Häufigkeit
Aspiration und Ingestion sind relativ häufige Notfälle in der Pädiatrie. Betroffen sind vor allem Kinder im Alter von 6 Monaten bis 4 Jahren.
Ursachen
In den Atemwegen verschluckte Gegenstände sind vor allem Nahrungsmittel (z.B. Nüsse, Trauben, Karotten), bei älteren Kleinkindern auch kleine Spielzeugteile und andere Kleinteile. Verschluckte Gegenstände, die in der Speiseröhre stecken bleiben oder zu Problemen führen, sind z.B. Batterien, Münzen, Magnete oder größere Nahrungsmittel.
Welche Symptome treten auf?
Aspiration: plötzliche Symptome, die beim Spielen mit Nahrung oder Kleinteilen auftreten. Meist zu Beginn plötzlicher Husten, der später oft nachlässt oder ganz aufhört, eventuell bestehen Atemnot, ein pfeifendes Geräusch beim Ausatmen und/oder einer bläulichen Verfärbung der Haut (Zyanose).
Ingestion: Würgen und/oder Erbrechen, Schluckbeschwerden, unangenehmes Gefühl hinter dem Brustbein und anhaltender starker Speichelfluss.
Dringlichkeit bei Fremdkörperaspiration
Rasches Handeln ist erforderlich bei
- einem plötzlichen Ereignis (weniger als 24 Stunden zuvor)
- einem Fremdkörper in den oberen Atemwegen (Kehlkopf, Luftröhre)
- akuter Atemnot
- Säuglingen
Achtung: Der Fremdkörper kann seine Lage verändern und die Atemwege vollständig blockieren.
Bei länger zurückliegenden Ereignissen (mehr als 24 Stunden) oder wenn sich der Fremdkörper tiefer in den Atemwegen befindet und das Kind keine Atemnot hat, ist eine sorgfältige Planung möglich.
Dringlichkeit bei Ingestion
Ingestierte Fremdkörper im Ösophagus sind aufgrund der Komplikationsgefahr grundsätzlich als dringlich einzustufen. Rasches Handeln ist erforderlich bei Verdacht auf Ingestion von
- Batterien bzw. Knopfzellen (Stromfluss mit tiefer Verätzung bereits nach 1–2 Stunden)
- Münzen
- spitzen und scharfkantigen Gegenständen (Thoraxröntgen)
Mögliche Komplikationen sind Schleimhautverletzungen, die zu Ösophagusstrikturen oder einer Ösophagusperforation führen können. Gefahren einer Ösophagusperforation sind die Ausbildung einer Fistel (tracheoösophageal, aortoösophageal) und eine Mediastinitis.
Was tun?
Bei einer Lithiumbatterie im Ösophagus kann die Einnahme von 2 Esslöffeln Honig alle 10 Minuten schwere Schäden verhindern. Die Viskosität des Honigs und sein leicht saurer pH-Wert sind optimal, um die ätzende Wirkung einer verschluckten Knopfzelle bis zu ihrer Entfernung zu neutralisieren. In der Klinik kann statt Honig auch Sucralfat verwendet werden (Laryngoscope 2019; 129: 49).
Besteht der Verdacht auf einen Fremdkörper im Magen, kann nach radiologischer Kontrolle in der Regel abgewartet werden, da ingestierte Fremdkörper in der Regel via naturalis ausgeschieden werden. Ausnahme: Spitze bzw. scharfkantige Gegenstände (z.B. Nägel, Nadeln, Reißzwecken, Fischgräten, Knochen) und mehrere (Spiel-)Magnete sollten schnellstmöglich entfernt werden sollten (Gefahr einer Darmnekrose/-perforation bei transmuralem Magnetkontakt). Einzelne Magnete müssen in der Regel nicht endoskopisch entfernt werden.
Hinweis: Nach Passage in das Jejunum können die Fremdkörper endoskopisch nicht mehr erreicht werden.
Erstmaßnahmen bei Fremdkörperaspiration:
- Säuglinge (< 1 Jahr): Den Säugling mit dem Kopf nach unten halten und fünfmal kräftig mit der flachen Hand zwischen die Schulterblätter schlagen, danach fünf Thoraxkompressionen (unteres Brustbein).
- Kinder (> 1 Jahr): Fünf kräftige Schläge auf den Rücken zwischen die Schulterblätter. Falls keine Besserung, Heimlich-Handgriff (abdominelle Oberbauchkompressionen).
Weiterführende Informationen:
AWMF-Leitlinie S2k (001/031): Interdisziplinäre Versorgung von Kindern nach Fremdkörperaspiration und Fremdkörperingestion