Was bedeutet Anaphylaxie?
Eine Anaphylaxie ist eine akute und potenziell lebensbedrohliche allergische Reaktion, die durch die plötzliche Freisetzung von Histamin und anderen Botenstoffen aus Immunzellen ausgelöst wird.
Ursachen
Anaphylaktische Reaktion wird bei Kindern häufig durch Nahrungsmittel wie Erdnüsse, Baumnüsse, Milch, Eier und Fisch sowie durch Insektengifte von Bienen und Wespen ausgelöst. Bei Erwachsenen können öfters auch Medikamente ursächlich sein.
Klinik
Frühzeichen einer Anaphylaxie sind Juckreiz, Angst, Desorientierung, ein metallischer Geschmack im Mund und Kopfschmerzen.
Schweregrade
- leicht: Haut- und Allgemeinsymptome (Ausschlag, Juckreiz, Schwellung im Gesicht)
- schwer:
- gastrointestinale Symptome (Übelkeit, Erbrechen, Bauchkrämpfe, unkontrollierter Stuhlgang)
- Atemwegssymptome (laufende Nase, Heiserkeit, Atemnot, Schwellungen des Kehlkopfes, Verengung der Atemwege, Blaufärbung der Haut durch den Sauerstoffmangel, u.U. Atemstillstand)
- Herz-Kreislauf-Symptome (Tachykardie, Hypotonie, unregelmäßiger Herzschlag, Anzeichen eines Schocks, im schlimmsten Fall Herz-Kreislauf-Stillstand)
Was tun?
Bei einer akuten allergischen Reaktion sollten sofort folgende Schritte unternommen werden:
- Allergen-Zufuhr stoppen
- Patienten und ggf. Eltern beruhigen
- Lagerung nach Symptomen:
- bei allgemeinem Unwohlsein: flach lagern
- bei Bewusstlosigkeit: stabile Seitenlage
- bei Kreislaufproblemen (hämodynamischer Instabilität): Trendelenburg-Position (Beine heben)
- bei Atemnot: (halb)sitzende Position hilfreich
Parallel dazu ist es essenziell, den Schweregrad der Reaktion schnell zu beurteilen, um das bedrohlichste Symptom umgehend zu erkennen und zu behandeln:
- leichte Anaphylaxie: In diesem Stadium kann zur Linderung der Beschwerden ein Antihistaminikum (z.B. Cetirizin als Saft, Tropfen oder Tablette) und Kortison (Zäpfchen, Saft, Tablette) verabreicht werden. Achtung: Die Wirkung dieser Medikamente tritt erst nach 30–45 Minuten. Daher sind sie nicht für den echten Notfall geeignet.
- schwere Anaphylaxie: Im Zweifelsfall kann die Gabe von Adrenalin in den Muskel lebensrettend sein. Die Wirkung tritt innerhalb weniger Minuten ein. Die Atemwege erweitern sich, Schwellungen nehmen ab und Blutgefäße verengen sich, sodass mehr Blut zum Herzen und Gehirn gelangen kann.
Hinweis: Wenn man zu voreilig reagiert, kann Adrenalin Herzrasen und Nervosität auslösen. Dennoch sollten lebenserhaltende Maßnahmen im Vordergrund stehen. Es besteht kein Grund, sich vor der Verwendung von Adrenalin zu scheuen. Es gibt Übungsdummies und Anschauungsvideos. Die Handhabung ist einfach.
Nach der initial erfolgreichen Therapie wird empfohlen, die Kinder in der Klinik zu überwachen, da nach 6–24 Stunden erneut Symptome auftreten können.
Weiterführende Informationen:
Striegel, A.K., Beyer, K. & Rietschel, E. Diagnostisches und therapeutisches Vorgehen bei Anaphylaxie. Monatsschrift Kinderheilkunde 169, 867–877 (2021)