10.4 Heilpraktiker

19.06.2024


Voraussetzungen
Die Voraussetzungen, um in Deutschland als Heilpraktiker tätig zu werden, sind im Vergleich zur umfangreichen Ausbildung, die für Ärzte erforderlich ist, vergleichsweise gering. Folgende Bedingungen müssen erfüllt sein:

  1. Ein Hauptschulabschluss ist erforderlich.
  2. Es muss ein ärztliches Attest vorgelegt werden, welches die physische und psychische Eignung des Bewerbers bestätigt.
  3. Um die rechtliche Unbedenklichkeit nachzuweisen, ist ein polizeiliches Führungszeugnis erforderlich.
  4. Das Mindestalter für die Zulassung beträgt 25 Jahre.
  5. In der Regel wird die Prüfung von den Gesundheitsämtern abgenommen. Es müssen mindestens 45 von 60 Multiple-Choice-Fragen korrekt beantwortet werden.
  6. Nach der schriftlichen Prüfung folgt eine mündliche Prüfung, in der primär abgefragt wird, ob der Kandidat später eine Gefahr für die Allgemeinheit darstellt. Es bleibt unklar, ob die Tätigkeit des Heilpraktikers wissenschaftlich fundiert ist.

Ausbildung
In Deutschland ist die Ausbildung zum Heilpraktiker nicht einheitlich geregelt. Die Dauer und der Inhalt der Ausbildung variieren zwischen verschiedenen Schulen. Eine spezifische medizinische Ausbildung ist für Heilpraktiker nicht vorgeschrieben. Auch ist es nicht vorgesehen, dass Heilpraktiker Erfahrung in der Behandlung von Patienten sammeln müssen, bevor sie ihre Dienste anbieten.
Es gibt keine festgelegten Standards für das zu erlernende naturheilkundliche Wissen. Diese Situation hat Bedenken hinsichtlich der Qualität und Sicherheit der von Heilpraktikern angebotenen Behandlungen aufkommen lassen.

Ein weiteres Thema ist die fehlende wissenschaftliche Fundierung vieler von Heilpraktikern angewandter Diagnose- und Behandlungsmethoden. Dies steht im Gegensatz zur evidenzbasierten Medizin, die in der ärztlichen Praxis angewendet wird. Die Diskussion über die Rolle der Heilpraktiker wurde durch das sogenannte Münsteraner Memorandum angestoßen, das eine Abschaffung des Berufs oder eine grundlegende Reform der Ausbildung fordert.

Es gibt auch Forderungen nach strengeren gesetzlichen Rahmenbedingungen für Heilpraktiker. Kritiker betonen die potenziellen Gefahren, die von unzureichend ausgebildeten Heilpraktikern ausgehen können, insbesondere bei der Behandlung schwerer Erkrankungen. Es wird diskutiert, dass höhere Qualitätsstandards und eine klarere Abgrenzung im Interesse der Patientensicherheit und des Ansehens des Berufsstandes erforderlich sind.

Weiterführende Informationen:

Münsteraner Memorandum Heilpraktiker, 2017

MedWatch: Heilpraktikerschulen: Medizinische Parallelwelten

Video: Heilpraktiker wissenschaftlich geprüft