Die natürliche Sonneneinstrahlung ist für die Vitamin-D-Synthese in der Haut unerlässlich. Ein Zuviel an Sonnenlicht hat jedoch zum Teil schwerwiegende akute (Sonnenbrand) und chronische (Hautalterung, Hautkrebs) Nebenwirkungen, insbesondere im Kindesalter.
Wichtige Verhaltensregeln sind:
- Vermeiden: 65% der UV-B-Strahlung findet zwischen 10:30 Uhr und 14:30 Uhr statt. Kleinkinder sollten in dieser Zeit nicht der Sonne ausgesetzt werden. Im ersten Lebensjahr sollte direkte Sonneneinstrahlung grundsätzlich vermieden werden. Ein Vitamin-D-Mangel ist nicht zu befürchten, da Säuglinge im gesamten ersten Lebensjahr täglich Vitamin D (500 E/d) erhalten.
- Kleidung: Langärmlige, leichte Kleidung, Hut (mit Krempe), Sonnenbrille. UV-Schutzkleidung ist angezeigt bei extremer Sonneneinstrahlung (im Kleinkindalter unbedingt zu vermeiden), bei extrem empfindlicher Haut („keltischer Typ“: blaue Augen, rötliche Haare, weiße Haut) oder bei bestimmten Erkrankungen (Albinismus, ausgedehnte Vitiligo).
- Sonnenschutzcreme: Die richtige Sonnenschutzcreme ist wichtig, das Vermeiden der Sonneneinstrahlung und die passende Kleidung sind jedoch unerlässlich. Eine Sonnenschutzcreme mit Lichtschutzfaktor 10 lässt 10% der UV-Strahlung durch, mit Lichtschutzfaktor 50 nur noch 2%.
Abb. Verhaltensregeln im Umgang mit Sonneneinstrahlung.
Hinweis: „Slip – slap – slop – seek – slide” lautete bereits in den 1980er-Jahren eine Sonnenschutzkampagne in Australien (dem Land mit der höchsten Hautkrebsrate der Welt): Slip on a shirt, Slop on sunscreen (SPF 30+), Slap on a hat, Seek shade or shelter, Slide on some sunglasses.
Lichtschutzfaktor
Wichtig für die Praxis ist, dass der Zusammenhang zwischen Lichtschutzfaktor und prozentualem Lichtschutz nicht linear, sondern exponentiell ist. Bei einem Lichtschutzfaktor von 30 wird bereits eine UVB-Schutzwirkung von über 97% erreicht, was in den allermeisten Situationen einen ausreichenden Schutz darstellt. Hinweis: Darüber hinaus enthält ein Lichtschutzfaktor von 30 weniger potenziell problematische Inhaltsstoffe als Sonnenschutzcremes mit höherem Faktor und ist daher diesen vorzuziehen.
Abb. Der Zuwachs an Lichtschutz verläuft mit steigendem LSF exponentiell.
Hinweis: Der angegebene Lichtschutzfaktor (LSF) wirkt nur dann wie beschrieben, wenn die gleiche Menge Sonnenschutzmittel aufgetragen wird, wie unter den Testbedingungen verwendet wurde. In der Praxis werden jedoch meist nur 30–60% der erforderlichen Menge aufgetragen. Nun könnte man meinen, dass die Hälfte der aufgetragenen Menge auch (nur oder immerhin) die Hälfte des Lichtschutzes bringt. Dies ist jedoch falsch, da der Lichtschutzfaktor exponentiell mit der Auftragsdichte abnimmt.
Da fast immer zu wenig Sonnenschutzcreme aufgetragen wird, wird gelegentlich empfohlen, dies durch einen höheren Lichtschutzfaktor auszugleichen. Wie die obige Berechnung zeigt, ist dies jedoch nur bedingt möglich.
Wichtig: Entscheidet man sich bei Kleinkindern für ein Präparat mit LSF 50, sollte darauf geachtet werden, dass das jeweilige Produkt keine resorbierbaren UV-Filtersubstanzen enthält.
Arten von Sonnenschutzmittel
Als Sonnenschutzmittel stehen grundsätzlich zwei Möglichkeiten zur Verfügung, die einzeln oder in Kombination angeboten werden:
- Mineralische Substanzen (Zinkoxid, Titandioxid), die auf der Epidermis verbleiben und dort das UV-Licht wie ein Spiegel reflektieren.
- Chemische UV-Filter, die in die Epidermis eindringen und dort UV-Strahlen absorbieren. Sie werden zu unterschiedlichen Anteilen transkutan resorbiert und sind daher regelmäßig im Blut oder Urin nachweisbar.
Zumindest für Kleinkinder und Kinder im Vorschulalter sind mineralische Schutzcremes zu bevorzugen. In vielen Produkten werden jedoch beide Komponenten kombiniert, um einen Lichtschutzfaktor von 50 zu erreichen. Die genaue Zusammensetzung der kommerziell erhältlichen Sonnenschutzcremes gilt als Firmengeheimnis. Insbesondere das Vorhandensein von Lichtschutzfiltersubstanzen (sog. „Dopingeffekt“) – auch in (eigentlich) mineralischen Produkten – wird selbst von namhaften Firmen häufig nicht ausreichend gekennzeichnet oder aktiv verschleiert.
Wie sinnvoll ist ein LSF ≥ 50?
Ein Lichtschutzfaktor von ≥ 50 ist nur selten zwingend erforderlich (Albinismus, Xeroderma pigmentosum, Porphyrien). Mit einem Lichtschutzfaktor von 30 ist die Mehrzahl der Kinder ausreichend geschützt, sofern die Sonnenschutzcreme großzügig aufgetragen und zusätzliche Sonnenschutzregeln beachtet werden. Im Gegensatz zu chemischen Lichtschutzfiltern werden mineralische UV-Filter nicht transkutan absorbiert und sind photostabil. Ihr Reizpotenzial ist gering, Kontaktallergien sind nicht bekannt.
Mineralische Sonnenschutzcremes
Hauptnachteil der mineralischen Sonnenschutzcremes ist ihre im Vergleich zu UV-Filtern schlechtere Verteilbarkeit und die Tatsache, dass die eingecremte Haut weißlich erscheint, was von vielen Eltern (nicht aber von Kleinkindern) manchmal als kosmetisch störend empfunden wird. Bei Kindern kann es jedoch eher als Vorteil angesehen werden, dass man genau erkennen kann, welche Hautpartien bereits eingecremt wurden.
Chemische UV-Filter
Sonnencremes mit chemischen UV-Filtern sind weniger photostabil als mineralische Sonnencremes und müssen bei längerer Exposition im Laufe des Tages erneut aufgetragen werden. Neben ihrer UV-absorbierenden Wirkung zeichnen sie sich durch eine gute Penetration durch die Epidermis bis in die obere Dermis aus. Dadurch sind sie gut verteilbar und kosmetisch „unsichtbar“.
Chemische Lichtschutzfilter können jedoch allergische Reaktionen auslösen: entweder direkt (Typ-IV-Reaktion) oder unter Sonneneinstrahlung (photoallergische Reaktionen). Die (kosmetisch) vorteilhafte Eigenschaft des „guten Einziehens“ ist gleichzeitig mit einem erhöhten Risiko der transkutanen Absorption verbunden. Dies ist dosisabhängig (Menge und Häufigkeit des Auftragens) und betrifft alle Altersgruppen und in unterschiedlichem Ausmaß alle chemischen UV-Filter.
Beeinflussung des Hormonsystems
Untersuchungen an freiwilligen Testpersonen haben gezeigt, dass nach dem Auftragen gängiger Sonnenschutzmittel die Konzentration der darin enthaltenen chemischen Filterstoffe im Blut deutlich höher war als von der FDA empfohlen. Diese chemischen Filter wirken als sog. „endokrine Disruptoren“, d.h. sie können das Hormonsystem beeinflussen. Substanzen wie Benzophenon, Octocrylen und Homosalat wurden nicht nur im Blut, sondern auch in der Muttermilch und im Plazentagewebe nachgewiesen. Untersuchungen zeigen, dass diese Chemikalien in Organen und im Tierversuch östrogenähnliche Wirkungen haben, indem sie direkt Gene aktivieren und die Bindung an Hormonrezeptoren verstärken.
Weiterführende Informationen:
Consilium Themenheft 06/2024: Physiologie und Pflege der Haut in den ersten Lebensjahren; Peter H. Höger.