Das Thema Schlaf nimmt in diesem Werk einen besonderen Stellenwert ein, da es in der Kinderarztpraxis sowie im privaten Umfeld viel Beratungsbedarf dazu gibt. In diesem Kapitel kommt es manchmal zu Wiederholungen, die ich bewusst belassen habe. Studien sprechen nämlich deutliche Empfehlungen aus, die im realen Alltag oft anders umgesetzt werden.
Es ist sicherlich eine Frage des persönlichen Stils, ob man sein Kind strikt nach einem Ratgeber schreien lässt, bevor man wieder ins Zimmer tritt, oder ob man bis zur Schulzeit das Bett mit dem Kind teilt.
An dieser Stelle möchte ich gerne meine persönlichen Erfahrungen teilen und meine Herangehensweise beschreiben, die auf wissenschaftlichen Empfehlungen basiert.
Meine Kinder wurden im ersten Lebensjahr hauptsächlich von ihrer Mutter beruhigt und in den Schlaf gestillt. Sie akzeptierten keine Schnuller. Zum ersten Geburtstag übernahm ich als Vater die Aufgabe des Zubettgehens und auch der nächtlichen Betreuung, während die Mutter tagsüber und vor dem Einschlafen noch für weitere Monate stillen wollte. Die Ausgangslage war für mich also nicht vielversprechend.
Ich habe das Kind in ein eigenes Zimmer gebracht und nach einem sich von selbst entwickelnden Einschlafritual wach abgelegt. Das Ritual beinhaltete das Anziehen von Schlafsachen, Zähneputzen, das Betrachten eines Buches und das Verabschieden von verschiedenen Objekten in einer ruhigen und abgedunkelten Atmosphäre. Im Bett waren mehrere Trinklernbecher mit Wasser (keine Milch!) verteilt, die das Kind in der Nacht selbst greifen konnte. Anfangs sprach ich intensiv auf das Kind ein und berührte es. Im Laufe der Zeit reduzierte ich meine Interaktionen und blieb zwar im Zimmer, entfernte mich aber aus dem Blickfeld. Ich vermied es, das Kind hochzunehmen oder zu schaukeln. Nur wenn das Kind frustriert schrie, nahm ich es kurz liebevoll auf den Arm, um es dann aber wieder in einen klaren, wachen Zustand zurückzubringen.
Auch nachts erschien ich nicht sofort bei jedem Geräusch, sondern gab dem Kind die Möglichkeit zur Selbstregulation. So konnte es beispielsweise den Trinklernbecher finden, trinken und weiterschlafen. Wenn ich gebraucht wurde, verhielt ich mich ähnlich wie beim Zubettgehen.
Im Verlauf kündigte ich abends an, dass ich gleich wiederkäme, und hielt meine Versprechen auch ein. Aus dem Toilettengang wurde das Aufräumen der Küche und irgendwann wurde akzeptiert, dass ich zum Einschlafen nicht mehr benötigt wurde.
Bei meinem ersten Kind habe ich dieses Prozedere langsam und schrittweise durchgeführt. Es dauerte etwa drei Nächte, bis es akzeptierte, dass es nicht mehr an der Brust oder im Arm schlafen konnte.
Zweifel am Erfolg dieses Konzepts waren zwar initial vorhanden, jedoch stimmte mich die Studienlage zuversichtlich und ich war erstaunt, wie schnell es funktionierte. Jeder muss individuell entscheiden, wie er mit dieser kurzfristigen Stresssituation umgehen möchte. Ich habe mich gut gefühlt, weil ich mein Kind nicht allein ließ, vor allem die erste Zeit die Hand hielt, es streichelte und zusprach. Ich begleitete das Kind beim selbstständigen Einschlafen ohne Einschlafpraktiken zu verwenden, die es nachts ohne mich nicht mehr anwenden könnte (z.B. Milch, Arm, Schaukeln).
Beim ersten Kind dauerte es mehrere Monate, bis es endgültig abgelegt wurde und gute Nacht gesagt werden konnte, während ich es beim nächsten Kind bereits nach wenigen Tagen vollständig umsetzen konnte. Die Ausgangslage war nicht besser als beim ersten Kind. Jedoch hatte ich größeres Vertrauen in dieses Vorgehen und war mir meiner Sache sicher.
Es ist sicherlich eine größere Herausforderung, wenn die stillende Mutter dieses Vorgehen „anwendet“. Ein Vorteil des Vaters in dieser Situation liegt darin, dass er die Option des Stillens schlichtweg nicht bieten kann. Meine Frau wurde erst in den Prozess des Zubettbringens einbezogen, als eine feste Routine etabliert war. Die nächtliche Betreuung bleibt weiterhin meine Aufgabe. Über das Jahr verteilt war mein nächtlicher Einsatz selten erforderlich.