Schlafprobleme bei Kindern und Jugendlichen hängen oft mit intensivem Medienkonsum zusammen, insbesondere mit der Nutzung von Smartphones, Tablets und anderen internetfähigen Geräten bis spät in die Nacht.
Ursachen
Insbesondere Teenager erreichen häufig nicht ihren physiologischen Schlafbedarf. Die Ursachen für Schlafmangel sind vielfältig: Stress, hohe Erwartungen, die Angst, etwas zu verpassen („Fear of Missing Out“) und die allgegenwärtige Präsenz digitaler Medien.
Wichtig: Wenn Smartphones im Kinder- bzw. Schlafzimmer präsent sind und Jugendliche nachts leicht darauf zugreifen können, werden Ein- und Durchschlafstörungen gefördert.
Auch physiologische, pubertätsbedingte Veränderungen können den Schlaf-Wach-Rhythmus verschieben und den Schlafdruck verringern. Die Jugendlichen gehen später ins Bett und schlafen verzögert ein. Ein früher Schulbeginn und ein Medienkonsum am Abend können diese Probleme verstärken.
Hinweis: Das Bildschirmlicht kann die Melatoninsekretion hemmen und somit den zirkadianen Rhythmus beeinflussen.
Die Gründe für die verstärkte Mediennutzung in den Abendstunden und nachts sind vielfältig. Sie reichen vom Bedürfnis nach Kommunikation mit Gleichaltrigen bis hin zu Veränderungen in der Tagesstruktur, wie erhöhten schulischen Verpflichtungen.
Symptome
Schlafprobleme können sich negativ auf die Entwicklung und das Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen auswirken, da sie die Schlafdauer und -qualität beeinflussen.
Die Auswirkungen einer problematischen (und oft nicht altersgemäßen) Internetnutzung sind vielfältig:
- Schlafmangel/Schlafentzug
- Tagesmüdigkeit
- Angst
- Depression
- mentale, emotionale und physiologische Erregung vor dem Schlaf
- häufiger Konsum von Medikamenten
- Beeinträchtigung der kognitiven Fähigkeiten
- Entwicklung von Adipositas
- Einschränkung der realen sozialen Interaktionen
Daran denken: Die Anwesenheit von Mediengeräten im Schlafzimmer fördert Schlafstörungen bei Jugendlichen.
Studienergebnisse
Der Zusammenhang zwischen Mediengebrauch und Schlafproblemen zeigt sich deutlich: Je intensiver die Nutzung sozialer Medien, desto geringer ist der Nachtschlaf und desto später ist die Zubettgehzeit. Kurz gesagt, erhöht der Medienkonsum signifikant das Risiko für Schlafprobleme bei Kindern und Jugendlichen.
Eine britische Studie zeigt, dass ein erheblicher Teil der 11- bis 18-Jährigen das Smartphone auch nach dem Zubettgehen nutzt. Studien belegen, dass mehr als zwei Stunden tägliche Bildschirmzeit den Schlaf von Vorschulkindern verkürzen.
Eine weitere Studie ergab, dass bei etwa 12 % der Kinder und Jugendlichen im Alter von 10 bis 17 Jahren ein riskantes Nutzungsmuster von Computerspielen vorliegt.
Einflussfaktoren
Die Beziehung zwischen Mediennutzung und Schlafproblemen bei Kindern und Jugendlichen ist komplex und wird von verschiedenen Variablen beeinflusst:
- Geschlecht: Die Ergebnisse bezüglich des Geschlechts sind gemischt. (Beim riskanten Nutzungsverhalten von Computerspielen sind Jungen deutlich häufiger betroffen als Mädchen.)
- sozioökonomischer Status: Ein niedrigerer Status und ein niedriges Bildungsniveau korrelieren mit einem erhöhten Medienkonsum am Abend.
- Erziehungsstil: Kinder von engagierten und unterstützenden Eltern haben tendenziell einen geringeren Medienkonsum im Vergleich zu Kindern von gleichgültigen oder ablehnenden Eltern
- Regulierung des Medienkonsums durch die Eltern: Wenn Jugendliche weniger Konsequenzen für abendliches Computerspielen erfahren, neigen sie dazu, später einzuschlafen.
Gewalthaltige Inhalte
Die Art der Mediennutzung hat einen signifikanten Einfluss auf den Schlaf von Kindern und Jugendlichen.
Insbesondere gewalthaltige Medieninhalte wie gewaltbezogene Videospiele können das Einschlafen erschweren, indem sie einen Zustand erhöhter geistiger Erregung hervorrufen. Diese Form der Mediennutzung kann nicht nur das Einschlafen beeinträchtigen, sondern auch die Qualität des Schlafes mindern, indem sie die REM-Schlafphasen (Traumphasen) verändert. Die Schlafdauer ist verkürzt, die Schlafqualität schlecht und die Tagesmüdigkeit erhöht.
Hinweis: Jugendliche mit einer Neigung zum Computerspielsuchtverhalten zeigen ein erhöhtes Risiko für begleitende Schlafstörungen.
Flow-Erleben
Interessanterweise spielt auch die individuelle Neigung zum Flow-Erleben eine Rolle. Jugendliche, die schnell in solche Zustände beim Spielen gelangen, neigen dazu, länger zu spielen und somit später ins Bett zu gehen. Ebenso kann eine verringerte Selbstkontrolle zu ausgedehnter Mediennutzung und spätem Zubettgehen führen.
Was tun?
Eltern sollten feste Zubettgehzeiten und Einschlafroutinen etablieren, um eine angemessene Schlafhygiene und Selbstregulierung des Schlafverhaltens ihrer Kinder zu fördern. Diese Maßnahmen sind entscheidend, um die negativen Auswirkungen der Mediennutzung auf den Schlaf von Kindern und Jugendlichen zu minimieren und ihr allgemeines Wohlbefinden zu unterstützen.
Eltern sollten regelmäßig mit ihren Kindern die Bedeutung von Schlafhygiene besprechen und auf deren Wichtigkeit für die psychische und körperliche Gesundheit hinweisen. Dazu gehört, feste Zubettgehzeiten festzulegen, die ausreichenden Schlaf gewährleisten. Das Zubettgehen sollte konstant und regelmäßig zur gleichen Zeit erfolgen, möglichst auch am Wochenende.
Es ist wichtig, vor dem Zubettgehen und während der Nacht auf die Nutzung von Medien zu verzichten. Stattdessen sollten ruhige Aktivitäten wie Lesen oder Gespräche gefördert werden. Auch passive Mediennutzung, wie das Hören von Musik, sollte grundsätzlich vermieden werden. Es kann jedoch Ausnahmen geben, wenn einige Kinder dadurch besser einschlafen können.
In Kinderzimmern sollten keine elektronischen Geräte vorhanden sein, die eine Mediennutzung erlauben. Zudem sollte generell auf den Konsum gewalttätiger Medieninhalte verzichtet werden. Die Zubettgeh-Rituale sollten grundsätzlich für alle Familienmitglieder gelten, unabhängig von ihrem Alter.
Wichtig: Experten empfehlen vor dem Schlafengehen auf die Nutzung von Bildschirmen zu verzichten und elektronische Geräte aus dem Schlafzimmer zu entfernen.
Getränke mit Koffeingehalt und Schokolade sollten vermieden werden. Eine angenehme Zimmertemperatur und Beleuchtung fördern eine einschlafkompatible Atmosphäre. Diese Empfehlungen helfen dabei, eine schlaffreundliche Umgebung zu schaffen und die Auswirkungen der Mediennutzung auf den Schlaf zu minimieren.
Generell sollte man mit den Kindern feste Regeln für die Mediennutzung vereinbaren und regelmäßig medienfreie Tage einplanen. Eltern sollten eine Vorbildfunktion haben!
Weiterführende Informationen: