Die Bewertung der kindlichen Entwicklung ist ein wichtiger Bestandteil der modernen Pädiatrie. Es erfordert tiefgreifendes Wissen über den Entwicklungsverlauf vom Säuglings- bis ins Erwachsenenalter. Entwicklungsmeilensteine bieten eine vereinfachte Möglichkeit, diesen Prozess zu bewerten und zu verfolgen.
Meilensteine
Das Meilensteinprinzip geht von einem geordneten und hierarchisch strukturierten Entwicklungsprozess aus, bei dem Kinder bestimmte Stufen in einer festgelegten Reihenfolge erreichen. Die Entwicklung folgt jedoch nicht immer einer festen Sequenz. Manche Schritte sind nicht höherwertig als vorherige, einige Entwicklungsschritte können umkehrbar sein, und nicht jede frühere Stufe ist zwingend eine Voraussetzung für nachfolgende. Zudem können Kinder manche Entwicklungsstufen überspringen.
Merke: Kinder entwickeln sich individuell. Dies sollte bei der medizinischen Betreuung berücksichtigt werden. Pädiater brauchen daher ein breites Verständnis für die unterschiedlichen Wege, auf denen Kinder wachsen und sich entwickeln.
Grenzsteine
Entwicklungsschritte können bei Kindern zu sehr unterschiedlichen Zeitpunkten erreicht werden. Diese individuellen Unterschiede betonen die Notwendigkeit, in der pädiatrischen Praxis nicht nur Meilensteine, sondern auch Grenzsteine zu beachten.
Ein Grenzstein ist der Zeitpunkt, zu dem fast alle Kinder einen bestimmten Entwicklungsschritt erreicht haben.
Das Grenzsteinprinzip von Richard Michaelis definiert bestimmte Altersgrenzen, bis zu denen die meisten Kinder spezifische Entwicklungsziele erreichen. Im Gegensatz zu Meilensteinen, die individuelle Entwicklungswege beschreiben, bieten Grenzsteine eine allgemeine Orientierung.
Ein Beispiel für einen solchen Grenzstein ist das freie Gehen mit 18 Monaten, da bis dahin 90% der Kinder diese Fähigkeit erlangt haben. Diese Grenzsteine dienen als Indikatoren für mögliche Entwicklungsverzögerungen und signalisieren, wann eine genauere Untersuchung angebracht sein könnte.