7.6.1 Allgemein

25.09.2024


Chronische Schmerzen sind vergleichbar mit unerwünschten Gästen, die sich hartnäckig einnisten. Diese Gäste bleiben über einen langen Zeitraum, oft länger als drei Monate, und haben die Tendenz, immer wiederzukehren. 

Häufigkeit
Es ist davon auszugehen, dass etwa 37% der Schulkinder zwischen 8–16 Jahren chronische Schmerzen erleben, von denen 5% eine höhere Schmerzintensität mit stärkerer Beeinträchtigung im Alltag aufweisen. Diese Schmerzen beeinflussen nicht nur die körperliche Gesundheit, sondern auch die Lebensqualität, einschließlich des Schulbesuchs und der allgemeinen Aktivität.

Ursachen
Die Ursachen sind vielfältig und reichen von körperlichen Faktoren, wie genetischen Dispositionen für bestimmte Schmerzarten oder anhaltenden Entzündungen, bis zu psychologischen Aspekten.

Schmerzgedächtnis
Interessanterweise verhält sich der Schmerz ähnlich wie eine hartnäckige Erinnerung im Gehirn. Das Gehirn bildet ein sogenanntes Schmerzgedächtnis, wobei neuronale Verbindungen die Schmerzempfindung immer wieder neu aktivieren, obwohl der ursächliche physische Auslöser nicht mehr präsent ist.

Teufelskreis der Schmerzen
Ebenso relevant ist der psychologische Kontext der Schmerzen. Negative Gedanken und Emotionen, wie die Angst, der Schmerz könnte niemals vergehen, oder ein Gefühl der Hilflosigkeit, können die Schmerzempfindung intensivieren. Dieser Prozess, in dem psychische und physische Faktoren einander verstärken, ist bekannt als der Teufelskreis der Schmerzen. Dieser Kreislauf kann in einer Schmerzstörung münden.

Was tun?
Eltern erleben oft Unsicherheit, wenn Ärzte keine klare Diagnose für die Schmerzen ihres Kindes finden. Die Suche nach einer Ursache kann zu zahlreichen Arztbesuchen und unterschiedlichen Meinungen führen. Es ist wichtig zu erkennen, dass Schmerzen selbst eine Erkrankung sein können, bekannt als „Schmerzstörung“, verursacht durch das Schmerzgedächtnis. Schmerzstörungen sind relativ häufig und sollten als mögliche Ursache in Betracht gezogen werden.

Auch wenn eine Diagnose gestellt wird, erklärt diese manchmal nicht die starken Schmerzen des Kindes, oder die Erkrankung ist schwierig zu behandeln. In solchen Fällen ist es wichtig zu wissen, dass Schmerzen, auch im Zusammenhang mit organischen Erkrankungen, behandelbar sind. Chronische Schmerzen haben oft mehrere Ursachen, die positiv beeinflusst werden können.

Für eine effektive Intervention ist das Verständnis dieser multidimensionalen Natur chronischer Schmerzen wesentlich. Indem sowohl die physischen als auch die psychischen Komponenten berücksichtigt werden, können Strategien entwickelt werden, die eine umfassende Schmerzlinderung ermöglichen. So wird ein ganzheitlicher Ansatz verfolgt, der die Resilienz der betroffenen Kinder gegenüber chronischen Schmerzen stärkt.

7.6.2 Chronische Kopfschmerzen
7.6.3 Chronische Bauchschmerzen 

Weiterführende Informationen:
Deutsches Kinderschmerzzentrum
Video: Das Biopsychosoziale Modell – Erklärung chronischer Schmerzerkrankungen